Die Kunst des Investierens

Die Kunst des Investierens

"Die Kunst des Investierens" - solche Allerweltstitel im Finanzbuchbereich lassen mich üblicherweise müde gähnen. Der Untertitel "14 Prinzipien für Aktien, finanzielle Freiheit und das gute Leben" machten mich mäßig neugierig. Eigentlich hätte ich diese Neuerscheinung also wohl nicht gelesen.

Aus zwei Gründen habe ich das dennoch getan.

  • Erstens ist diese Neuerscheinung im C.H. Beck Verlag erschienen - und den schätze ich für seine Publikationen im Bereich Geschichte sehr. Die werden ja wohl kaum einem windigen Finanzheini als Autoren akzeptiert haben, so mein Gedankengang in etwa.
  • Zweitens habe ich mir einige Youtube-Filmle des Autoren Philip Haas angeschaut. In denen stellte er einzelne Aktien vor, und ich fand seine ruhige, unaufgeregte Art kombiniert mit der Präsentation von Fakten durchaus ansprechend. Der Mann ist schonmal kein Dampfplauderer ohne tieferes Wissen, wie es sie in der Finanzbranche aus meiner Erfahrung jede Menge gibt (ich hoffe, ich gehöre nicht dazu).

Nach der Lektüre der Neuerscheinung hier nun meine Anmerkungen:

Das Buch ist kein reines Sachbuch, sondern es ist in eine nette Rahmengeschichte eingebettet. Da geht es um einen relativ jungen, alleinstehenden Angestellten, der sich vor kurzem von seiner Freundin getrennt hat, eigentlich gut verdient, aber in seinem Beruf unzufrieden ist. Er entschließt sich, alleine in Urlaub zu fahren. Er besucht einen Schulfreund in Mallorca, Party, Alkohol, Frauen, kennt man ja aus seiner Jugend, hach. Natürlich gibt es eine Wende (ich denke, soviel kann ich "spoilern"), als der Protagonist weiterreist nach Menorca und dort auf einen interessanten erfolgreichen Mann namens Victor trifft. Dieser nimmt sich seiner an und wird zu einer Art Mentor des Protagonisten.

Er vermittelt ihm Regeln für ein erfolgreiches Leben - und genau diesen Kunstgriff, dass Victor dem Protagonisten diese Tipps vermittelt, finde ich gut gelungen. Denn das bringt eine gewisse Anschaulichkeit und gute Lesbarkeit für uns bodenständige Leser/innen mit sich.

Die "Lektionen", die Victor dem Protagonisten - bzw. der Autor indirekt uns - vermittelt, werden in 14 gut lesbaren "Prinzipien" dargestellt. Dabei hat die Darstellung jedes Prinzip einen Umfang von ca. 20 Seiten. Da geht es um Dinge wie "Die Kraft des Hebels" oder "Der gesuchte soziale Zufall".

Nachdem das erste ca. Drittel des Buches eher der Rahmenhandlung - Sommerroman - gewidmet ist, finden sich in den zwei folgenden Dritteln dann handfeste Tipps für das Investieren.

Da fängt es leicht an, Stichwort was ist überhaupt ein Kurs-Gewinn-Verhältnis, was sind passive Aktienfonds und solche Dinge.

Es finden sich aber auch anspruchsvollere und zum Nachdenken anregende Ansätze. Ich nenne da beispielsweise die "Makro-Matrix", in der für fünf geographische Regionen jeweils fünf "Ampeln" (rot, gelb, grün) angegeben werden und sich so schnell eine Gesamtmarkteinschätzung erzielen lässt. Auch das QFMA-Modell (Details im Buch...) finde ich nicht übel.

So weit, so gut. Die Tipps sind also durchaus verwertbar, auch wenn sich bei den allgemeinen Lebenstipps einige Platitüden der Art ""Lebe also dein Leben und gehe deinen Weg!" finden.

Also Daumen hoch und Empfehlung für das Buch?

Einen Haken sehe ich. Und zwar habe ich sehr oft gedacht, das kennst du doch aus einem anderen Buch schon.

Sei es "sei gierig, wenn die anderen ängstlich sind", kaufen, wenn "Blut auf der Straße" fließt, oder "im Bärenmarkt sieht man, wer ohne Badehose schwimmen war". Auch die Geschichte von dem Fischer und dem Touristen oder Dinge wie das Konzept des "Burggrabens"...

Und genau: Hier finden sich zahlreiche Tipps/Anekdoten/Zitate von Star-Investoren wie Warren Buffett, Charlie Munger, Robert Kiyosaki...

Nirgendwo allerdings findet sich darauf ein Hinweis. So bekam ich in dem Buch zunächst den Eindruck, es handle sich um originäre Ideen von Victor, dem Mentor des Protagonisten.

Letztlich aber sind es zusammengetragene, vorhandene Weisheiten.

Das ist ja durchaus legitim, vorhandene Weisheiten gut lesbar zusammenzutragen und diese mit einer gut zu lesenden Rahmengeschichte zu verbinden.

Bei mir blieb da aber ein etwas fader Beigeschmack, da keine der eigentlichen Quellen dieser Investment-Weisheiten im Buch genannt wurde. Aber vielleicht bin ich da auch zu streng, schließlich ist der Autor kein Kanzlerkandidat.

Philipp Haas: Die Kunst des Investierens

Eine kostenlose Leseprobe finden Sie bei Interesse in Form einer PDF-Datei unter diesem Link.

Viele Grüße & erfolgreichen Wochenstart!

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt / M.A.

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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