Die vierte Gewalt – wie Mehrheitsmeinung gemacht wird…

Die vierte Gewalt – wie Mehrheitsmeinung gemacht wird…

  1. Warum finden sich in den "Mainstream-Medien" inzwischen auch außerhalb der Kommentare verstärkt wertende Adjektive?
  2. Wieso werden "Andersdenkende" auf einmal sogar in den genannten Medien durchaus "fertig gemacht"? (Man denke nur an den "Offenen Brief" von Alice Schwarzer und anderen, in welchem Kritik an massiven Waffenlieferungen in Krisengebiete erhoben wurde.)
  3. Und wieso stammte die "Miss Universum" bisher nur vom Planeten Erde?

Heute zu den ersten beiden Fragen.

Ich greife dazu auf meine Lektüre der aktuellen Neuerscheinung "Die vierte Gewalt" von Richard David Precht sowie Harald Melzer zurück. Letzteren schätze ich aufgrund seiner Publikation "Soldaten" (Auswertung von Tausenden Seiten Abhörprotokolle deutscher Soldaten!), Ersteren aufgrund seines von mir sehr geschätzten Buches "Jäger, Hirten, Kritiker".

Zusammen haben die beiden vor kurzem das Buch "Die vierte Gewalt" veröffentlicht. Der Untertitel bringt durchaus provokant auf den Punkt, worum es dabei u.a. geht: "Wie Mehrheitsmeinung gemacht wird - auch wenn sie keine ist".

Eben notierte ich mir nach der Lektüre dieses Buchs als persönliches Fazit: "Intellektueller Lesegenuss". Und wenn ein Buch das schafft, hat es für mich seinen Zweck bereits erfüllt.

Hier zunächst der Blick ins Inhaltsverzeichnis:

Der Blick ins Inhaltsverzeichnis. Quelle: Verlag

Das Buch thematisierte Dinge, die mir seit Jahren in den "Mainstream-Medien" negativ auffallen. Die Autoren verwenden übrigen den Begriff "amtierende Medien" - finde ich durchaus passend.

Sie stellen Thesen im Hinblick auf die "amtierenden Medien" auf, die erfrischend originell und leider oft genug auch erschreckend sind (zumindest für mich als Journalisten). Ein Beispiel:

Precht und Welzer schreiben vom neuen "publizistischen Imperativ", welcher lautet:

"Schreibe stets so, dass deine Meinung die Meinung der anderen Journalisten sein könnte."

In der Folge haben wir es bei großen Themen mit einem fast schon erschreckenden Gleichschritt in den amtierenden Medien zu tun.

Die Autoren erschaffen anschauliche Bilder wie den vom "Cursor der gefühlten Mitte", welcher durch die amtierenden Medien vorgegeben wird.

Das hat diese aus gesamtgesellschaftlicher Sicht negative Folge: Wer eine Position vertritt, die eben nicht dem "Cursor der gefühlten Mitte" entspricht, der ist "moralisch fragwürdig und zum Abschuss freigegeben".

Das führt dann dazu, dass z.B. in Zeiten der Corona-Pandemie nach Feindbildern gesucht wurde (wie "Ischgl-Urlauber" oder "Karnevalisten in Heinsberg", die öffentlich angeprangert wurden).

Ebenfalls äußerst erschreckend: Die Angriffe von Leitmedien auf die Person - und eben nicht auf deren Position. Solche "ad hominen" Angriffe finde ich immer schäbig, gehören in unserer schönen neuen Welt aber eben leider auch in den amtierenden Medien dazu.

Die beiden Autoren sprechen da von einem "rapide sinkenden Anstandsniveau" und ich wünschte mir, sie hätten Unrecht.

Was ich übrigens erfrischend finde, ist der Schreibstil der beiden Autoren. Gewiss, es handelt sich um Akademiker, die zwangsläufig einige Formulierungen verwenden, bei denen ich erstmal Fremdworte bei Wikipedia nachlesen muss.

Doch grundsätzlich schreiben sie erfrischenden "Klartext", wenn sie zum Beispiel den Politikjournalismus aus Berlin als "Gala-Journalismus" betiteln oder einen namentlich genannten Journalisten anprangern, der stolz darauf ist, mit seinen "Tweets" Politiker beeinflussen zu können. Da ist eine bedenkliche Tendenz unter manchen Journalisten, die Politik zu beeinflussen....Beispiel den "zögernden" Kanzler zu verstärkten Waffenlieferungen an die Ukraine zu drängen...

Das gepaart mit medialen Erregungskurven und hyperventilierenden Haltungsjournalisten charakterisiert durchaus einen Teil der aktuellen Lage der "amtierenden Medien". Natürlich gibt es auch engagierte, investigative Journalisten, die sich der Wahrhaftigkeit verpflichtet fühlen.

Doch was ist Wahrheit...auch darüber sinniert der Philosoph Richard David Precht in diesem Buch durchaus lesenswert.

Insgesamt eine klare Leseempfehlung meinerseits...

...für diejenigen, welche mit kritischem, unabhängigen Geist durchs Leben gehen - oder dies zumindest möchten:

Precht / Melzer: Die vierte Gewalt - wie Mehrheitsmeinung gemacht wird, auch wenn sie keine ist

Zitat zum Tag:

"Die herrschende Meinung ist immer die Meinung der Herrschenden." - Kurzversion eines Satzes aus der "Deutschen Ideologie" von Karl Marx und Friedrich Engels

Eine kostenlose Leseprobe finden Sie bei Interesse unter diesem Link.

Angenehme Lektüre!

Ihr

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt / M.A.

P.S.: Noch eine Kleinigkeit - die Verlinkungen des Buches führen zu Amazon. Ich finde, dort lässt sich komfortabel ein erster Eindruck zu einem Buch erlangen. Ich würde mich aber dennoch freuen, wenn Sie ein Buch lieber bei Ihrem Buchhändler/in vor Ort bestellen. Gerade der lokale Einzelhandel sollte doch gestärkt werden...ich möchte jedenfalls nicht in Innenstädten flanieren, in denen Smartphone-Läden, Shisha-Bars und 1-Euro-Shops dominieren...

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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