„Human Hacking“?

„Human Hacking“?

Wenn ich in einem Land bin, in dem ich weder Sprache noch Schriftzeichen beherrsche - in meinem Fall Japan oder Äthiopien -, dann versuche ich es natürlich mit Englisch. Und wenn das nicht hilft, dann "mit Händen und Füßen".

In solchen Situationen haben mir die Bücher des Spezialisten Joe Navarro wertvolle Dienste geleistet. Denn da erläutert er, wie sich menschliche Körpersprache "lesen" lässt. So wusste ich dann zumindest in etwa, ob mein Gegenüber mir wohlgesonnen war oder nicht.

Die Thematik finde ich grundsätzlich interessant und so kam es, dass ich eine brandaktuelle Neuerscheinung (August 2021 auf den Markt gekommen) mit großer Neugier und Interesse gelesen habe.

Denn es geht dabei um das Buch des "Human Hackers" Christopher Hadnagy, das dieser gemeinsam mit Seth Schulman geschrieben hat.

Mr. Hadnagy ist ein solcher "Human Hacker".

Was das sein solle? Anders als die bekannten Computer-Hacker versucht er, Schwachstellen in Unternehmen durch Einsatz jenseits der Computer zu finden.

Er ist kein "Böser", sondern er wird üblicherweise von den Unternehmen selbst beauftragt, Schwachstellen zu finden.

So ein Auftraggeber will z.B. wissen, ob der eigene gut gesicherte Serverraum wirklich so gut gesichert ist.

Christopher Hadnagy legt dann los...er benutzt Körpersprache und psychologische Tricks, um sich an Empfangsdamen und Sicherheitsleuten vorbeizuschleusen.

Das Buch ist kurzweilig geschrieben - es lebt meiner Ansicht nach von den geschilderten Fallbeispielen. Faszinierend, wie Mr. Spock sagen würde.

Inwiefern der Autor an der einen oder anderen Stelle übertreibt, kann ich natürlich nicht beurteilen.

Die Fallbeispiele werden vom Autor dann eingeordnet - welche Technik hat er da angewendet, wieso/weshalb/warum...

Die Theorie wird dabei eher knapp und komprimiert behandelt - kein Wunder, denn zu Dingen wie Körpersprache und "Social Engineering" gibt es bereits zahlreiche Fachbücher. Der Autor verweist deshalb auch z.B. auf Autoritäten wie Paul Ekman.

Was den Autor in meinen Augen sympathisch macht: Er bittet die Leser/innen, die Tipps in seinem Buch nur für das Gute anzuwenden. Er selbst habe sich dem verschrieben und z.B. die von ihm im Gegensatz dazu geschilderten "Manipulationen" hinter sich gelassen. Meistens...er schieldert auch Beispiele, wo das nicht der Fall war.

Gerade dieses Einräumen seiner Schwächen finde ich übrigens sympathisch.

Mein Fazit:

Insgesamt ein kurzweilig zu lesendes Buch mit interessanten Fallbeispielen zum Thema nonverbale Kommunikation, Verhaltenspsychologie..."Social Engineering".

Der theoretische Teil mit z.B. Überblick zum Forschungsstand kommt allerdings zu kurz - das mag man als Nachteil oder gerade als Vorteil sehen.

Christopher Hadnagy / Seth Schulman: Human Hacking

Mit freundlichem Gruß!

Ihr

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt / M.A.

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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