IPO Gondwana voraus?
Dies ist gewissermaßen ein Nachtrag zu meiner vorigen Afrika-Reise. Ähnlich wie der von mir sehr geschätzte Swen Lorenz halte ich auch auf Reisen die Augen offen im Hinblick auf Aktien, die interessant sein könnten.
Das funktionierte neulich sogar auf einer sogenannten "Lodge" in Namibia. Eine Lodge ist dort eine bessere Unterkunft für Touristen, die sich in meist landschaftlich reizvoller Lage befindet und üblicherweise neben dem Frühstück auch ein (reichhaltiges) Abendessen anbietet.
Auf genau so einer "Lodge" übernachtete ich in Namibia - und informierte mich, wem gehört diese Lodge eigentlich?
Dabei fand ich heraus, dass es sich um eine "Kette" handelt, welche mehrere Lodges betreibt und eine Aktiengesellschaft ist.
Da mir die Lodge, auf der ich war, sehr gut gefiel, recherchierte ich weiter zum Unternehmen.
Dabei fand ich heraus, dass das Management einen Börsengang anstrebt.
Mit anderen Worten: Noch sind deren Aktien an keiner Börse handelbar. Aber das könnte bald (noch dieses Jahr? Oder 2024?) der Fall sein.
Und damit wir dann vorbereitet sind, möchte ich Ihnen das Unternehmen bereits jetzt vorstellen.
Wenn Sie kein Interesse an noch nicht handelbaren Aktien haben, dann sollten Sie jetzt die Lektüre dieses Beitrags beenden.
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Schön, dass Sie offensichtlich weiterlesen, freut mich! Dann in medias res:
Bei dem Unternehmen handelt es sich um die "Gondwana Holdings Ltd" oder kurz "Gondwana".
Gondwana? Woher sagt mir der Name etwas? Genau, daher: Gondwana war ein erdgeschichtlicher Großkontinent, der auch das heutige Afrika enthielt. (Hier der Wikipedia-Eintrag dazu)
So alt ist das Unternehmen Gondwana freilich nicht.
Gondwana wurde in den 1990ern von einem deutschsprachigen Namibianer namens Manni Goldbeck gegründet.
Der Mann (der übrigens einen ausgezeichneten Eindruck auf mich macht) war damals Lehrer und hatte die Möglichkeit, ganz im trockenen Süden Namibias eine Farm zu erwerben. Damals gingen dort Farmer Pleite, die zuvor auf die Zucht von Karakulschafen gesetzt hatten. Deren Farmen waren relativ günstig zu erwerben.
Manni Goldbeck kaufte zusammen mit Kompagnons eine Farm dort - aber nicht, um zu farmen. Er sah vielmehr, dass der Tourismus in Namibia eine Zukunft hat und besagte Farm befand sich in der Nähe des "Fish River Canyons", des zweitgrößten Canyons der Welt.
Sein Konzept, dass Touristen in wunderschöner Natur "in der Pampa" auf einer Lodge übernachteten, war ziemlich neu.
Zuvor hatte die Masse der Touristen in der nächsten Stadt im Hotel übernachtet und war dann zu den Naturschönheiten gefahren.
Warum nicht direkt in der beeindruckenden Landschaft Unterkünfte errichten, mit abendlichem "sundowner" und Büffet mit Blick z.B. auf eine Wasserstelle, an der Antilopen etc. trinken?
Sie können sich denken, dass dieses Konzept voll aufging. Das von Manni Goldbeck gegründete Unternehmen boomte, und kaufte weitere Farmen auf. Diese wurden dann jeweils zu "Lodges" umgerüstet und lieferten zusätzlichen Cash Flow, der dann erneut reinvestiert werden konnte. So geschah es dann auch.
Inzwischen ist Gondwana meines Wissens der größte private Betreiber von Touristen-Unterkünften in Namibia.
Die Lodge, auf der ich neulich war, liegt in der Namib-Wüste - da sah es in etwa so aus wie auf diesem Bild von Gondwana:
Inzwischen betreibt Gondwana über 20 Einrichtungen, die inzwischen Preissklassen von einfach (günstiger Camping-Stellplatz) bis luxuriös (z.B. eine neue Lodge im/beim Etosha-Nationalpark).
Wenn Sie mehr zu den Lodges erfahren möchten, empfehle ich Ihnen einen Blick auf die Gondwana-Internetseite, die ich informativ finde:
https://gondwana-collection.com/en/about-us
Nun zu den Finanzen. Oder nein, gestatten Sie mir bitte noch einige Worte zur Philosophie von Gondwana.
Getreu den Idealen des Gründers Manni Goldbeck geht es bei Gondwana - natürlich - zum einen um Geldverdienen. Das Management vertritt aber wie ich finde sehr glaubhaft die Devise, das möglichst im Einklang mit Natur und Mensch zu erreichen und Mehrwert für möglichst viele zu liefern.
So hat Gondwana selbst Naturschutzgebiete eingerichtet und dort zum Beispiel Nashörner angesiedelt. Diese Naturschutzgebiete sind manchmal mehrere Hundert Quadratkilometer groß.
Das freut die Touristen - und es hilft, bedrohte Arten in freier Wildbahn hoffentlich zu vermehren.
Zudem setzt Gondwana stark auf Erneuerbare Energien, ein Großteil der Lodges hat Photovoltaik-Anlagen zur Stromerzeugung. In einem sonnenrechen Land wie Namibia eine prima Sache!
Und die Verpflegung der Gäste erfolgt größtenteils durch selbst angebautes Gemüse. Zudem gibt es auch Fleisch von Antilopen, die nachhaltig gejagd werden. Das Abendbüffet konnte sich zumindest auf der Lodge, auf der ich war, sehr sehen lassen.
Nun zu den Finanzen:
Gondwana erwirtschaftete seit der Gründung insgesamt schöne Gewinne, was die weitere Expansion ermöglichte.
Beispiel Geschäftsjahr 2019 (weicht bei Gondwana vom Kalenderjahr ab, Geschäftsjahre enden jeweils Ende Oktober): Da lagen die Umsätze bei ca. 446 Mio. N$
N$ = Namibia Dollar, ca. 20 N$ = 1 Euro. Der N$ ist 1:1 an den südafrikanischen Rand (ZAR) gebunden
Davon blieb ein Netto-Gewinn von 52 Mio. N$ übrig. Das war eine Netto-Marge von über 10%. Beachtlich. Bei deutschen Unternehmen bin ich froh, wenn die Ebit-Marge zweistellig ist.
Und Ebit, das ist das Ergebnis VOR Zinsen und Steuern. Beim Netto-Ergebnis sind Zinsen und Steuern berücksichtigt.
Doch das war das Geschäftsjahr 2019. Dann kam bekanntlich die Pandemie - und auch in Namibia brachen die Touristenzahlen schlagartig ein.
Im Geschäftsjahr 2020 brachen die Umsätze auf 153 Mio. N$ ein. Das Nettoergebnis sank mit -93 Mio. N$ in die tiefroten Zahlen.
Im Geschäftsjahr 2021 sah es ähnlich schlecht aus. Umsätze von 164 Mio. N$, Nettoergebnis -83 Mio. N$.
Dann wurde es langsam kritisch mit den Finanzen. Und dann kam erfreulicherweise das Ende der Pandemie und die Touristen kehrten zurück. Das Geschäftsjahr 2022 brachte Gondwana dann wieder schwarze Zahlen.
Die Umsätze stiegen im Geschäftsjahr 2022 sogar über das Niveau von 2019, und zwar auf 473 Mio. N$, bei einem Nettoergebnis von 28 Mio. N$. Das wiederum war weniger als im Geschäftsjahr 2019.
Warum? Weil Gondwana in den beiden harten Pandemiejahren Schulden aufnehmen musste, und in Namibia ist das richtig teuer, kostet üblicherweise Zinsen im zweistelligen Prozentbereich.
Kleine nette Idee: Auf der Lodge, auf der ich war, hatte Gondwana "im Nirgendwo" einen rosa Kühlschrank hingestellt. Der wird mittels Photovoltaik-Einsatz gekühlt und täglich wird dort Eistee hineingestellt. Wer als Tourist den Kühlschrank findet, kann sich beim Eistee bedienen und die Stille und den Ausblick genießen.
Blick auf die Bilanz
Quelle: Gondwana
Inzwischen hat Gondwana oben genannte Schulden - siehe beispielsweise die Position "Interest-bearing liabilities - secured" in Höhe von 395,3 Mio. N$. Die Eigenkapitalquote liegt bei ca. 36,9%, was angesichts der gestiegenen Schulden noch völlig in Ordnung ist, finde ich. Ich würde mich durchaus wohler mit einem Investment fühlen, wenn ein Börsengang Eigenkapital bringen und die Schuldenlast verringern würde (so dass die Eigenkapitalquote Richtung 50% steigt).
Nun haben wir folgende Situation:
Der Tourismus in Namibia boomt wieder und offensichtlich hat Gondwana wieder das Vor-Pandemie-Niveau erreicht, was die Umsätze betrifft.
Der Unterschied zu damals: Gondwana hat nun einen Schuldenberg, wofür Zinsen gezahlt werden müssen. Deshalb ist die Profitabilität nicht mehr so vorbildlich.
Das Management teilte mit, dass ein Börsengang des Unternehmens angestrebt ist. Finde ich vernünftig:
Denn so könnten sich Aktionäre am Unternehmen beteiligen und frisches Kapital (= Eigenkapital) liefern. Damit könnte Gondwana dann einen signifikanten Teil der Schulden zurückzahlen, was die Schuldenlast erheblich senken könnte.
Dann wäre Gondwana wieder das vorbildliche Unternehmen mit sehr hohen Netto-Margen, das es vor der Pandemie war.
Klingt für mich nach win-win-win für alle Beteiligten: Touristen, Angestellte, Tiere, örtliche Gemeinden, Namibia - und hoffentlich auch für zukünftige Investoren.
Ich selbst würde mich sehr freuen, wenn ich mal wieder auf eine Gondwana-Lodge fahren könnte, an der ich über Aktien ein kleines bisschen selbst beteiligt bin...
Übrigens hat Gondwana in den Pandemiejahren begonnen, eine Flotte von Mietwagen zusammenzustellen. Das finde ich im Hinblick auf "Angebote aus einer Hand" (Touristen können Unterkunft und Mietwagen zusammen bei Gondwana buchen) durchaus sinnvoll.
Mehr zum Thema Mietwagen in Afrika in meinem eigenen Beitrag (inklusive Aktien-Vorstellung) zu diesem Thema:
Meine Einschätzung:
- Gut gefällt mir, dass Gondwana aus meiner Sicht ein klares Wohlfühl-Unternehmen ist. Es "produziert" glückliche Momente für zahlreiche Touristen. Gleichzeitig wird hier darauf geachtet, dass die Lebensmittel lokal produziert werden und die Eingriffe in die Natur behutsam sind, es wird viel recycelt und auf Photovoltaik gesetzt sowie nachhaltige Jagd zur Fleischgewinnung. Gondwana hat sogar eigene Naturschutzgebiete beachtlicher Größe eingerichtet.
- Gut gefällt mir auch, dass es sich um keinen "internationalen Multi" handelt, sondern der Gründer (inzwischen im Aufsichtsrat) ein bodenständiger deutschprachiger Namibier mit sehr vernünftiger Einstellung ist. Ich gehe davon aus, dass auch bei einem Börsengang die bisherigen Eigentümer/Gründer die Mehrheit behalten werden - was ich angesichts deren Ansichten durchaus begrüße.
- Was ich neutral finde: Gondwana hat traditionell eine hohe Profitabilität - doch durch die Pandemie-Jahre ist hier inzwischen ein signifikanter Schuldenberg angehäuft worden.
- Was mir nicht gefällt: Der Börsengang ist ein Ziel - es gibt noch keine konkreten Angaben über Zahl der auszugebenden Aktien, Ausgabepreis, Zeitplan etc. pp. - und es ist auch nicht sicher, ob das überhaupt klappt.
Mein Fazit:
Ich finde das Unternehmen klasse! Sie können sich ja einmal auf deren Internetseite die "Lodges" in traumhafter Natur anschauen. Und als ich mir die Profitabilität des Unternehmens vor der Pandemie angeschaut habe, war ich begeistert angesichts der Nettomargen etc. pp. ABER die Pandemie führte dazu, dass Gondwana Schulden aufnehmen musste. Dafür wollten sie aber auch niemanden entlassen, was ich super fand. Ich würde mich sehr freuen, wenn der Börsengang klappt. Dann würde ich gerne die dann gemeldeten Details prüfen, bevor ich eine endgültige Einschätzung zur Aktie abgebe. Insofern hier - bis auf weiteres - abwarten, bis Neuigkeiten zum Börsengang kommen.
Wie Sie die genannten Faktoren bewerten mag anders aussehen. Gerne können Sie mir dazu auch schreiben via info@ethische-rendite.de
- Name: Gondwana Holdings Ltd
- Aktueller Kurs: Emission ist noch nicht durchgeführt
Und hier noch das Zitat zum Tag:
„Viele kleine Aktionäre, an vielen kleinen Orten, die viele Dinge tun, werden das Antlitz dieser Welt verändern."
- Von mir abgewandeltes afrikanisches Sprichwort
Mit freundlichem Gruß!
Ihr
Michael Vaupel
Diplom-Volkswirt
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