Mynaric: Neue Zahlen – wie sieht es aus?

Mynaric: Neue Zahlen – wie sieht es aus?

Das Unternehmen Mynaric finde ich spannend. Das Unternehmen hat sich bekanntlich auf Laserkommunikations-Terminals spezialisiert. Vereinfacht gesagt geht es darum, dass von Bodenstationen aus Laserkommunikation mit Weltraum- und Luftfahrt-Fahrzeugen ermöglicht wird.

Das Unternehmen hat da einige Erfahrung vorzuweisen. So soll ein Vorgängerunternehmen von Mynaric bereits 2013 ein Laserkommunikations-Terminal zur Herstellung einer Laserverbindung zwischen Bodenstation und Düsenjäger (Fluggeschwindigkeit 800 km/h!) eingesetzt worden sein.

Damals lag die Datenübertragungsgeschwindigkeit bei ca. 1 Gbit pro Sekunde. Und das bei „schnellen Flugmanövern“ und „starken Vibrationen“. Da wundert es nicht, dass Mynaric bzw. das Vorgängerunternehmen auf der Gründung von ehemaligen Mitarbeitern des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt beruht.

Diese Thematik könnte natürlich im Rahmen der sogenannten „New Space“-Welle interessant werden. Oder, auf gut Deutsch: Das Thema Weltraum könnte auch an der Börse verstärkt ein Thema werden. Es sei nur an die Weltraumfirma „SpaceX“ von Elon Musk verwiesen oder an „Blue Origin“ von Jeff Bezos. Diese beiden Unternehmen sind (noch…) in Privatbesitz, davon werden also keine Aktien gehandelt. Anders bei Mynaric, da gibt es bekanntlich Aktien.

Nun gilt es aber zwischen dem Unternehmen an sich und der Bewertung und Chancen und Risiken der Aktie zu unterscheiden.

Eine Laser-Bodenstation? Nein, nur ein Aussichtspunkt in der schönen Eifel.

Ein paar Gedanken dazu: Mynaric hat zuletzt im Februar durch Ausgabe von neuen Aktien Kapital eingesammelt. Damals wurden neue Papiere zu 42,50 Euro je Aktie zugeteilt und auf diese Weise 12,3 Mio. Euro eingesammelt. Was mir nicht gefiel: Das Bezugsrecht der bestehen Aktionäre wurde ausgeschlossen, diese wurden entsprechend verwässert (sofern sie nicht zu den institutionellen Investoren gehörten, welche die Kapitalerhöhung mitmachten).

Was würde es zum aktuellen Aktienkurs kosten, das gesamte Unternehmen Mynaric zu kaufen? Antwort: Aktuell wären es gut 250 Mio. Euro. Errechnet durch die Zahl der Aktien multipliziert mit dem Aktienkurs.

Und was gibt es dafür? Erfreulicherweise gab es diese Woche den Halbjahresbericht von Mynaric. Und dieser zeigt, dass Mynaric im 1. Halbjahr 2020 Umsätze von gerade einmal ca. einer viertel Mio. Euro vorweisen konnte. Die Gesamtleistung lag bei 6,5 Mio. Euro, da offensichtlich eigene Leistungen aktiviert wurden. Unter dem Strich stand ein hoher Verlust von knapp 8 Mio. Euro im 1. Halbjahr 2020. Und das war größtenteils durchaus „cash-wirksam“, denn der operative Cash Flow lag bei rund -7,9 Mio. Euro.

Um das einzuordnen: Damit sind schon rund zwei Drittel der jüngsten Kapitalerhöhung dafür drauf gegangen, den Verlust des 1. Halbjahres zu finanzieren. Und es wird ja weiter Geld „verbrannt“. Die liquiden Mittel lagen per 30.6.2020 bei ca. 6,7 Mio. Euro. Wenn es im 2. Halbjahr 2020 einen ähnlich hohen Verlust wie im 1. Halbjahr geben wird, dann steht hier wahrscheinlich eine weitere Kapitalerhöhung vor der Haustür (oder neue Schulden oder eine Kombination von beiden?).

Es gibt aber auch Aktiva, und zwar werden diese per 30.6.2020 auf rund 41 Mio. Euro beziffert. Davon sind ca. 5,2 Mio. Euro materielle Aktiva wie Hallen, Maschinen etc.

Immaterielle Vermögensgegenstände stehen mit ca. 14,9 Mio. Euro in der Bilanz. Ob damit die Technologie von Mynaric angemessen bewertet ist oder ob hier hohe stille Reserven schlummern? Ich sage mit großer Sicherheit: Mangels technischer Expertise weiß ich es nicht.

Was ich weiß: Das Eigenkapital lag per 30.6.2020 bei rund 29,7 Mio. Euro, woraus ich a) ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von über 8 errechne und b) eine Eigenkapitalquote von ca. 72,5%.

Bei Interesse finden Sie den Halbjahresbericht von Mynaric unter diesem Link.

Insgesamt fällt es mir schwer, hier aus Gesichtspunkten der Fundamentalanalyse einen fairen Wert zu bestimmen. Insofern halte ich es da wie der Heilige Augustinus: Im Zweifelsfalle lass die Finger davon!

Schönen Feierabend,

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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