Namibia und die Kolonialgeschichte

Namibia und die Kolonialgeschichte

Da ich derzeit im südlichen Afrika auf Reisen bin, möchte ich mein  historisches Fachbuch "Die Nama unter deutscher Kolonialherrschaft" erwähnen.

Kinder der 1880er wissen vielleicht noch, dass die heutigen "Nama" damals von deutschsprachigen Siedlern im südlichen Afrika als "Hottentotten" bezeichnet wurden. Wie sah denn die Begegnung vor Ort aus, lief es zwangsläufig auf "Gewalt" hinaus - oder hätte alles auch ganz anders kommen können? Genau darum geht es in dem Buch - die Einleitung daraus möchte ich hier wiedergeben. Angenehme Lektüre. 

Die deutsche Kolonialherrschaft in Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia, währte nur relativ kurz, von 1884 bis 1915. Dies bedeutet nicht, dass das Deutsche Reich in diesem Zeitraum die uneingeschränkte Hoheit über das gesamte Gebiet besessen hat: Die Ovambo-Stämme im äußersten Norden gerieten de facto niemals unter deutsche Herrschaft, die Herero- und Nama-Stämme konnten bis zu den großen Aufständen 1904 eine gewisse Autonomie wahren.

Diese gewisse Autonomie bedeutete auch, dass die Beziehungen der einzelnen Stämme untereinander zunächst weiterhin von ihren „präkolonialen Rivalitäten“ geprägt waren. Grob vereinfachend lässt sich sagen, dass zwischen Herero und Nama wegen des Hegemoniestrebens der Letzteren zumindest zur Zeit des Nama-Häuptlings Jonker Afrikaner erhebliche Rivalitäten bestanden, freilich wird diese Pauschalisierung den oft wechselnden Bündniskonstellationen nicht gerecht.

Diese vorhandenen Rivalitäten führten dazu, dass es zu keinem Zusammenschluss der Herero und Nama gegen die eindringenden deutschen Kolonialherren kam, selbst die großen Aufstände in der Kolonie, die 1904  begannen, wurden unabgestimmt von Herero und Nama begonnen. Da die großen Aufstände auch zu einer Beendigung der relativen Autonomie der Stämme führten, müssen sie als ein zentrales Ereignis der deutschen Kolonialgeschichte für dieses Gebiet betrachtet werden.

Als Folge der Aufstände wurden die Stammesstrukturen der Herero- und Nama-Stämme aufgelöst, ihr Stammesland wurde als Kronland eingezogen, Großviehzucht wurde den Eingeborenen grundsätzlich verboten. Ausnahmen wurden nur bei wenigen Stämmen gemacht, die sich nicht an den Aufstandshandlungen beteiligt hatten.

Die Folge dieser Maßnahmen: „Aus dem sogenannten Schutzgebiet war eine deutsche Kolonie und aus den viehzüchtenden Herero und Nama, den Herren des Landes, waren besitzlose Proletarier geworden.“ Während die Herero- und Nama-Stämme nach dem Ende der großen Aufstände als politische Größe keine Rolle mehr spielten, trifft dies für die beiden Jahrzehnte vor 1904 nicht zu.

Mein Buch "Die Nama unter deutscher Kolonialherrschaft" befasst sich mit den Nama-Stämmen und untersucht die Fragestellung, ob die Entwicklung während des Zeitraums von 1884 bis 1904 zwangsläufig auf „Krieg“, d.h. eine große Aufstandsbewegung der Nama-Stämme, hinauslaufen musste. Oder, anders formuliert: Gab es für die Nama keine Möglichkeiten eines Arrangements mit der Kolonialmacht, das unter Zugeständnissen eine langfristig akzeptable, relativ autonome Entwicklung erlaubt hätte?

Ich versuche in dem Buch, diese Frage zu beantworten, indem Sie die Zeitspanne der deutschen Kolonialherrschaft bis zu den großen Aufständen einer systematischen Untersuchung in Bezug auf die Fragestellung unterziehen wird.

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Ihr

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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