Pacifico Renewables: Interview mit dem Vorstand
Zu den Unternehmen auf meiner "watchlist" gehört die "Pacifico Renewables Yield" (kurz "Pacifico"). Ich weise darauf hin, dass ich hier investiert bin. Das Geschäftsfeld des Unternehmens gefällt mir: unabhängiger Energieerzeuger im Bereich erneuerbar Energien.
Pacifico hält bereits Anlagen in Deutschland, Tschechien, Niederlande und Italien mit einem Volumen von ca. 81 MWp. Damit können ca. 28.000 repräsentative deutsche Haushalte mit Strom aus Erneuerbaren Energiequellen (Photovoltaik, Wind) versorgt werden. Gefällt mir. Es gab vor kurzem eine Kapitalerhöhung bei Pacifico, die inzwischen erfolgreich abgeschlossen ist. Da hat mich natürlich interessiert, was das Unternehmen mit dem eingesammelten Geld vorhat. Deshalb habe ich den Pacifico-Vorstand - bestehend aus den beiden Vorständen Dr. Martin Siddiqui und Christoph Strasser - interviewt.
Michael Vaupel: Sehr geehrter Herr Siddiqui, sehr geehrter Herr Strasser, zunächst einmal gratuliere ich zur erfolgreichen Kapitalerhöhung. Das ist ja keine Selbstverständlichkeit, dass in Zeiten wie diesen bei einer Kapitalerhöhung die neuen Aktien bildlich gesprochen wie warme Semmeln weggehen. Ich selber habe mich auch an Pacifico Renewables beteiligt. Ursprünglich wollten Sie 450.000 neue Aktien platzieren – am Ende konnten Sie dann sogar 795.455 neue Aktien platzieren und auch darüber hinaus soll noch Interesse bestanden haben. Wie erklären Sie sich diesen Erfolg?
Antwort:
Unser auf den Kapitalmarkt zugeschnittenes Geschäftsmodell ist sicherlich Teil des Erfolgs. Unser Profil zeichnet sich durch die klare Separierung zweier unterschiedlicher Risikoprofile im Lebenszyklus von Wind- und Photovoltaikkraftwerken aus. Das bedeutet: Wir investieren nur in Anlagen, die bereits grünen Strom erzeugen oder kurz davorstehen, d.h. nur wenn die Bauphase vollständig vertraglich gesichert ist und kein Projektentwicklungsrisiko mehr besteht. Ein Beispiel dafür ist unsere kürzlich getätigte Investition in ein in Betrieb befindliches Photovoltaikportfolio in Deutschland mit einer installierten Leistung von 21,2 MW, für das wir am 12. März 2020 einen Kaufvertrag unterzeichnet haben.
Der Ansatz der Risikotrennung im Geschäftsmodell, bzw. die Auslagerung des Entwicklungsrisikos und des Asset Managements der Anlagen, ist übrigens bekannt als YieldCo-Modell. Der Erfolg eines solchen Modells ist wesentlich davon abhängig, dass wir Zugang zu attraktiven Projekten haben und dies können wir durch unsere strategische Partnerschaft mit der Pacifico Energy Partners GmbH, einer Entwicklungs- und Beratungsgesellschaft im Bereich erneuerbarer Energien, sicherstellen.
Martin Siddiqui, Vorstandsmitglied Pacifico Renewables Yield. Quelle: Unternehmensangaben
Michael Vaupel: Über die meldepflichtigen sogenannten „Director´s Dealings“ konnte ich sehen, dass ein Mitglied des Aufsichtsrats (Verena Mohaupt) mit einem signifikanten Betrag neue Aktien gezeichnet hat. Tendenziell finde ich es positiv, wenn sich Personen, die das Unternehmen kennen – wie Mitglieder von Vorstand und Aufsichtsrat – mit eigenem Geld bei „ihrem“ Unternehmen engagieren. Auf neudeutsch heißt so etwas wohl „commitment“. Sind Sie persönlich auch an der Pacifico Renewables Yield beteiligt?
Antwort:
Wir begrüßen sehr, dass alle unsere Aufsichtsräte in unsere Gesellschaft investiert sind – es untermauert unsere gemeinsamen Pläne.
Die größte Komponente unserer Vorstandsvergütung resultiert aus einem Paket virtueller Aktien, das uns mit der Erstnotierung im November 2019 zugeteilt wurde. Dieses Paket hat einen langfristigen Horizont und geht erst nach 5 Jahren vollständig in unseren Besitz über. Unsere Interessen sind dadurch im Einklang mit denen unserer langfristig orientierten Aktionäre. Darüber hinaus hat der Vorstand der Pacifico Renewables auch privates Vermögen in Aktien des Unternehmens investiert, was noch einmal das hohe Commitment untermauert.
Michael Vaupel: Können Sie etwas dazu sagen, ob sich neben dem Mehrheitsgesellschafter andere institutionelle Investoren an der Kapitalerhöhung beteiligt haben?
Antwort:
Ja, es haben sich auch diverse namhafte institutionelle Investoren beteiligt. Wir sehen darin eine weitere Bestätigung für die Zukunftsfähigkeit unseres Geschäftsmodell.
Michael Vaupel: Durch die erfolgreiche Kapitalerhöhung sind dem Unternehmen nun statt der geplanten brutto 9,9 Mio. Euro sogar brutto ca. 17,5 Mio. Euro zugeflossen. Frei nach Wilhelm Busch: „Er fühlte sich wie neu gestärkt, als er so viel Geld bemerkt“. Für den ursprünglich anvisierten Emissionserlös hatten Sie laut eigenen Angaben konkrete Pläne zum Ausbau des Anlagenportfolios. Nun sind es ja rund 7,5 Mio. Euro mehr geworden als erwartet – gibt es für diese Mittelverwendung bereits konkrete Pläne?
Antwort:
Wir werden selbstverständlich an unserem Credo des disziplinierten Umgangs mit Kapital festhalten und zeitnah die zusätzliche finanzielle Flexibilität gewinnbringend für unsere Aktionäre einsetzen. Das Herzstück unseres Geschäftsmodells sind Akquisitionen aus der Entwicklungspipeline unseres strategischen Partners, der Pacifico Energy Partners GmbH. Wir sind aber auch immer bemüht, unsere Wachstumspläne durch attraktive Akquisitionen in Betrieb befindlicher Anlagen zu komplementieren. Sobald sich die Mittelverwendung konkretisiert, machen wir dies bekannt.
Neben der Kapitalerhöhung konnten wir übrigens vor kurzem einen weiteren Erfolg feiern, der uns zusätzliche finanzielle Flexibilität bietet. Wir haben mit der Triodos Bank N.V., Europas führender Nachhaltigkeitsbank, eine flexible Akquisitionslinie in Höhe von €8,35 Mio. abgeschlossen. Die neue Kreditlinie ermöglicht es uns, innerhalb unserer Investitionskriterien zusätzliche Mittel für Akquisitionen bei Bedarf flexibel und zu attraktiven Konditionen abzurufen.
Christoph Strasser, Vorstandsmitglied Pacifico Renewables Yield. Quelle: Unternehmensangaben
Michael Vaupel: Die Pacifico Renewables Yield Aktie ist derzeit nur im Freiverkehr in Düsseldorf gelistet, aus Aktionärssicht nicht gerade optimal. Ist hier eine Aufwertung der Freiverkehrsnotiz geplant?
Antwort:
In der nahen Zukunft wollen wir die Grundlage für eine höhere Sekundärmarktliquidität schaffen und damit auch die Attraktivität der Aktie, insbesondere für institutionelle Investoren, weiter erhöhen. Als nächsten Schritt streben wir eine Aufwertung der bestehenden Freiverkehrsnotierung und die damit einhergehende XETRA-Quotierung an. Das verhältnismäßig frühe Listing der Gesellschaft war dennoch der richtige Schritt für das Unternehmen, um es früh am Kapitalmarkt zu etablieren und auch Mittel für die Wachstumsfinanzierung zum richtigen Zeitpunkt aufnehmen zu können.
Michael Vaupel: Was die Geschäftszahlen betrifft, da fand ich persönlich es nicht optimal, dass zum Zeitpunkt der Kapitalerhöhung erst Zahlen per Ende 2018 vorlagen. Die waren noch wenig aussagekräftig und zeigten auch ein negatives Eigenkapital. Insofern bin ich gespannt auf neue aussagekräftige Zahlen. Ist der bisher genannte Zeitplan weiterhin realistisch, sprich am 30. Juni werden die geprüften 2019er Zahlen veröffentlicht?
Antwort:
Wir waren im Vorfeld der Kapitalerhöhung sehr bemüht, das Unternehmen so transparent wie möglich darzustellen und sind uns sicher, dass auf Grundlage der von uns veröffentlichten Unternehmenspräsentation eine Unternehmensbewertung vorgenommen werden konnte. Ein hohes Maß an Transparenz gehört zu unserem Geschäftsmodell und hier wollen wir Maßstäbe setzen. Es bleibt daher dabei, dass unser Jahresabschluss 2019 vor dem 30. Juni 2020 veröffentlicht wird.
Michael Vaupel: Herr Siddiqui, Herr Strasser, ich danke Ihnen für das Gespräch und wünsche „unserem“ Unternehmen für die kommenden Jahre profitables Wachstum und einen per saldo steigenden Aktienkurs!