Rezension: Das große Lehrbuch der Chartanalyse
Entweder - oder? Wenn es darum geht, ob Aktien/Wertpapiere mittels Fundamentalanalyse oder mittels Charttechnik recherchiert werden, dann legen sich meinem Eindruck zufolge viele Anleger auf eine der beiden Arten fest.
Sehe ich anders. Grundsätzlich recherchiere ich meine Empfehlungen mit der Fundamentalanalyse, das macht mir auch am meisten Spaß. Gerade bei Nebenwerten habe ich da schon so manche Perle gefunden, die institutionelle Anleger/innen wohl kaum auf dem Schirm haben. Ich halte es in dem Kontext aber durchaus für sinnvoll, auch grundlegende Elemente der Charttechnik zu verwenden.
Stichwort "Timing": Wenn gerade eine wichtige charttechnische Unterstützung gefallen ist, halte ich es durchaus für eine gute Idee, nicht gerade dann zu kaufen. Gewiss, es geht hier um Wahrscheinlichkeiten, keine Gewissheiten. Aber da es letztlich an den Finanzmärkten um Entscheidungen unter Unsicherheit geht, fühle ich mich wohler, wenn ich die Wahrscheinlichkeit auf meiner Seite habe.
Im Idealfall sprechen Fundamentalanalyse und Charttechnik für dieselbe Positionierung. Wenn nicht, gilt es abzuwägen.
Sie können sich denken, dass ich das nicht erwähnen, würde, wenn es dazu nicht einen konkreten Anlass gibt. Den gibt es: Diesen Monat gab es beim Finanzbuchverlag eine entsprechende Neuerscheinung: Das große Lehrbuch der Chartanalyse.
Da ist der Name Programm. Um das einzuordnen:
Ich selbst habe mein begrenztes Wissen zur charttechnischen Analyse durch den Klassiker "Technische Analyse der Finanzmärkte" von John Murphy gewonnen. Ich habe mir zum Glück einige Stellen kopiert, denn mein Exemplar finde ich nicht mehr. (Sollte ich es Ihnen ausgeliehen haben, bitte ich um freundliche Rückgabe, danke.)
Insofern kam mir die Neuausgabe gerade recht, denn das umfangreiche Buch (448 Seiten, über 1 kg. Gewicht) sieht durchaus nach einem neuen Standardwerk zum Thema Chartanalyse aus. Der relativ große Umfang des Buchs ist auch der Tatsache geschuldet, dass das Buch gewissermaßen bei Adam und Eva anfängt. Was bewegt die Kurse, Rückblicke auf die "Tulipomanie" im 17. Jahrhundert in den Niederlanden oder den Börsenkrach 1929....Gier, Euphorie, Angst und Panik...
Ein Teil des Inhaltsverzeichnisses. Quelle: Verlag
Später geht es dann an fortgeschrittene Chartanalyse. Was gibt es für Candlestick-Formationen, was sind "Flaggen und Wimpel" im Chart, dann Thema Stochastik und MACD...
...Abgerundet wird das Buch durch zahlreiche Übungen (erfreulicherweise inklusive Lösungen).
Nach der Lektüre war mir klar: Die Chartanalyse ist für mich nicht der entscheidende Grund, eine Aktie zu kaufen oder zu verkaufen. Aber der Blick auf den Chart und das Erkennen diverser Muster wie z.B. auch von Flaggen kann beim "Timing" durchaus hilfreich sein.
Der Autor Stefan Salomon macht auf mich einen kompetenten Eindruck, sein Schreibstil ist eher schnörkellos und sachlich-nüchtern, wie es für solch eine Publikation auch passend ist, finde ich.
Bei Interesse finden Sie unter diesem Link eine kostenlose Leseprobe.
Eine nützliche Neuerscheinung für diejenigen, welche an Charttechnik interessiert sind (ggf. auch einfach als Nachschlagewerk): Das große Lehrbuch der Chartanalyse
Schönen Feierabend!
Ihr
Michael Vaupel
Diplom-Volkswirt