Rezension: Denkfehler
Diesen Monat erschien im von mir geschätzten Hanser Verlag eine Neuerscheinung, deren Titel mich neugierig gemacht hatte:
Denkfehler! Was Ihr Verhalten wirklich steuert. Wie Sie bessere Entscheidungen im Job treffen
Hier meine Einschätzung zu dieser Neuerscheinung:
Das Büchlein ist gut lesbar und behandelt nach einer kurzen, knackigen Einleitung in acht Kapiteln "typische Fehler und Fallen", die uns Sterblichen im Alltag in Form von Denkfehlern passieren.
Ein Beispiel ist der im Kapitel 2 erwähnte Homo oeconomicus. Wir "glauben an unsere Vernunft" - und entscheiden "dann doch meist emotional". Da wird dann die Ansicht widerlegt, dass wir rein rational handelnde Wesen sind. Das sind wir laut dem Autor eben nicht, was ich zumindest in Bezug auf mich selbst nur bestätigen kann.
Allerdings habe ich da eine kleine Inkonsistenz im Buch gefunden. Denn auf Seite 84 stellt der Autor die These auf, ich zitiere: "Dabei wissen wir inzwischen sehr gut, dass gemanagte Fonds den Durchschnitt ihres Marktes nicht dauerhaft schlagen können." Als Begründung für diese These verweist der Autor auf die "Effizienzmarkthypothese" von Eugene Fama.
Aber diese Effizienzmarkthypothese beruht - wenn ich mich nicht irre (Sam Hawkins) - auf der Annahme des Homo oeconomicus. Es ist dann nicht ganz schlüssig, dass der Autor in einem Kapitel mit der Ansicht des Homo oeconomicus aufräumt (was ich gut finde), und in einem anderen Kapitel dann eine Theorie, die auf dem Homo oeconomicus aufbaut, als Begründung für eine andere Ansicht nimmt.
Ansonsten fand ich das Büchlein gut lesbar, und der Autor vertritt klare Ansichten auch im Hinblick auf Personen des Zeitgeschehens. Diesen Aussagen stimme ich nicht immer zu - aber ich finde es klasse, dass sich der Autor so meinungsstark positioniert, das vermisse ich heutzutage manchmal.
Im Hinblick auf den Erkenntnisgewinn muss ich sagen, dass der Autor im Grunde bereits Bekanntes zusammengetragen und sehr gut aufbereitet hat. So stieß ich bei den Quellenangaben immer wieder auf mir bekannte Autoren wie Nassim Taleb, Daniel Kahnemann, Richard Thaler...und ich weiß nicht, in wie vielen Büchern ich inzwischen schon das Beispiel mit dem über ein Spielfeld laufenden "Gorilla" gelesen habe...
Was ich damit sagen möchte, ist: Wer sich mit Verhaltensökonomik bereits etwas näher beschäftigt hat, für den ist diese Neuerscheinung vielleicht nicht gerade passend. Das Buch richtet sich eher an interessierte Leser(innen), die sich mit der Materie noch nicht so gut auskennen und gut lesbare Tipps auch im Hinblick auf den eigenen Alltag haben möchten. Insofern hat mich die Neuerscheinung auch an ein Buch in meinem Bücherregal erinnert (Rolf Dobelli: Die Kunst des klaren Denkens, 52 Denkfehler die Sie besser anderen überlassen).
Bei Interesse finden Sie eine kostenlose Leseprobe in Form einer PDF-Datei unter diesem Link
Schönes Wochenende!
Ihr
Michael Vaupel
Diplom-Volkswirt