Rezension: Der Preis des Ruhms

Rezension: Der Preis des Ruhms

Um dem "Weltkrieg des 18. Jahrhunderts" (= Siebenjähriger Krieg) geht es in dieser interessanten Neuerscheinung des Historikers Marian Füssel. Ich habe dieses Buch gerade gelesen - hier meine Einschätzung:

"Mein Unglück ist, daß ich noch lebe... von einem Heere von 48.000 Mann hab ich jetzt, wo ich dies schreibe, keine 3000."

- So Friedrich der Große nach der Schlacht bei Kunersdorf im Jahr 1759. Kennt man vielleicht noch aus dem Geschichtsunterricht: Schlacht bei Kunersdorf, 1759, Niederlage Preußens gegen Österreich und Russland.

Gewissermaßen einen Hauch trockenen Geschichtsunterrichts im Sinne von Daten auswendig lernen und Geschichte mit Blick auf die "Großen" = Handlungsträger wie Friedrich der Große oder Maria Theresia hatte das Thema Siebenjähriger Krieg bisher bei mir. Und - da bin ich ganz bornierter Mitteleuropäer  gewesen - mit Fokus auf die Mitte Europas, insbesondere Preußen, Österreich, gewissermaßen ein Zweikampf zwischen Maria Theresia und Friedrich dem Großen.

Erfreulicherweise wiederholt diese Neuerscheinung von Marian Füssel diese Sichtweise in Der Preis des Ruhms nicht. Denn es wird direkt im Untertitel klar gemacht, dass es sich um eine "Weltgeschichte" des Siebenjährigen Krieges handelt.

Das Buch bietet insofern einen aus meiner Sicht erfrischenden Perspektivwechsel, indem auch die anderen Kriegsschauplätze mit einbezogen werden. Wie um das zu betonen, beginnt das Buch nach einer (für meinen Geschmack etwas zu langen Einleitung) ab Seite 72 mit dem Kriegsschauplatz Nordamerika. "Braddocks Niederlage am Monongahela" - hätte mir nichts gesagt, wenn ich nicht zufällig über einen Zinnfigurenverein ein wenig über besagten Braddock gelesen/gesehen hätte. Ein Kleinkrieg britischer gegen französischer Truppen unter Beteiligung von Indianern - auch das im Rahmen des Siebenjährigen Krieges.

Oder dann, Kriegsschauplatz Indien, "Das Schwarze Loch der Propaganda" - britische Kriegsgefangene und Zivilisten sollen so dichtgedrängt in einer Gefängniszelle eingesperrt worden sein, dass innerhalb einer Nacht Dutzende starben. Damals ein Faktor, der für die britische Öffentlichkeit durchaus relevant war.

Ein Teil der Inhaltsangabe. Quelle: C.H. Beck

Der Autor bietet nicht nur einen Perspektivwechsel weg von Mitteleuropa - hin zu außereuropäischen Kriegsschauplätzen.

Ein zweiter Perspektivwechsel betrifft die Ebene der Handelnden. So nimmt der Autor neben Staatsoberhäuptern, Generälen und Außenministern erfreulicherweise auch die Perspektive von anderen Handelnden ein. Und dies durchaus erfrischend in Form von Zitaten aus z.B. Tagebüchern.

Da kommentiert ein Bäckermeister aus Hannover, es gibt einen Augenzeugenbericht des jungen George Washington über einen Angriff auf eine kleine französische Einheit, es wird der Werdegang eines jungen Schotten skizziert, der aus Perspektivlosigkeit zur britischen Armee geht und einen besseren Rang erhält, da er 25 Soldaten anwirbt...

Dieser Perspektivwechsel zeigt, dass auch ein "Sieg" in einer Schlacht für die auf der Seite des Siegers stehenden Soldaten Tod und Elend bedeuten konnte. Dies erinnert mich übrigens an das Gedicht von "Fragen eines lesenden Arbeiters" von Bertolt Brecht, wo es unter anderem heißt: "Friedrich der Zweite siegte im Siebenjährigen Krieg. Wer siegte außer ihm?"

Eine erfrischende Globalgeschichte mit Perspektivwechseln, die ich geschichtlich Interessierten mit gewissem Vorwissen zu dem Thema empfehlen kann:

Marian Füssel: Der Preis des Ruhms

Eine kostenlose Leseprobe finden Sie unter diesem Link.

Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Wochenstart!

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt / M.A.

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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