Rezension: Die Posaunen von Jericho

Rezension: Die Posaunen von Jericho

Seit Jahren wollte ich einmal etwas von Heimito von Doderer lesen. Nie dazu gekommen. Bis vor kurzem.

Da nahm ich die Neuerscheinung eines Büchleins des Autors bei C.H. Beck textura zum Anlass, selbiges zu lesen. Titel: "Die Posaunen von Jericho".

Information: Bei C.H. Beck textura werden meist kürzere, klassische Texte veröffentlicht, die manchmal bereits früher veröffentlicht worden sind - oder unveröffentlichte Texte klassischer Autoren sind.

Das Buch erzählt laut Verlagsangaben die

"Geschichte eines namenlosen Doktors in den Außenbezirken Wiens, der ganz unverkennbar Züge des Autors trägt und aus einer existenziellen Schwäche heraus in moralisch immer fragwürdigere Verhältnisse gerät."

Klang für mich vielversprechend (da erkennt man sich direkt selber, in der Beschreibung...just kidding).

Hier meine Anmerkungen:

Nach der kurzen Lektüre - der Text von Heimito von Doderer hat kaum 60 Seiten, es folgt ein umfangreiches Nachwort von Thomas Melle - blieb ich gewissermaßen ratlos zurück.

Die Lektüre ging schnell, da von Doderer eine gut lesbare, schnörkellose Schreibart hat (bzw. hatte) und seine Formulierungen bei mir gelegentlich Freude darüber erweckten, dass Deutsch meine Muttersprache ist und ich solche schönen Formulierungen genießen kann.

Die Stimmung gefiel mir auch gut, ich fühlte mich in einen Schwarzweißfilm der Kategorie "film noir" ins Nachkriegswien versetzt. Oder teilweise noch früher, denn die Lektüre weckte bei mir Reminiszenzen an die Werke meines Lieblingsautors Joseph Roth.

Doch spätestens als das Büchlein recht abrupt endete, fragte ich mich - und nun? Es wurden diverse Handlungsstränge angerissen, doch wozu? Der Ich-Erzähler berichtet, wie er gewissermaßen auf die schiefe Bahn gerät, und z.B. mit betrunkenen Freunden eine ältere Nachbarin mit Posaunenmusik und Pistolenschüssen aus dem Schlaf reißen möchte. Er ist auf einige körperliche Details fixiert, wie auf die Nase eines Trunkgefährten oder den Bart eines Vorübergehenden. Doch was will der Autor uns damit sagen, wie es in der Schule hieß?

Wie gesagt, ich blieb hier ratlos zurück. Was an dem Büchlein ein "Meisterstück" sein soll, erschließt sich mir nicht. Das liegt im Zweifel an meiner eigenen Beschränktheit und nicht am Autor.

Wer möchte, kann sich leicht ein eigenes Bild machen - unter folgendem Link findet sich direkt beim Verlag eine kostenlose Leseprobe.

Schönen Feierabend!

Ihr

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt / Magister Artium

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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