Rezension: Die Untermieterin
Das klang für mich interessant:
Die Schilderung der Erlebnisse einer jungen Polin vom Land, die in den 1990ern in Tschenstochau studiert und dort in einem Kloster wohnt.
Der generelle Umbruch durch die "Wende", das Flüggewerden nach Aufwachsen in ländlicher Region, eine noch durch den Zweiten Weltkrieg traumatisierte Oberin... Genau darum geht es in dieser Neuerscheinung. Eine interessante Rahmenhandlung aus meiner Sicht. Die Autorin Wioletta Greg (eigentlich Grzegorzewska) weiß zudem gut zu schreiben und mit bildlicher Sprache zu überzeugen.
Meine Anmerkungen zu dieser Neuerscheinung Die Untermieterin:
Gerade diese bildliche Sprache der Autorin wurde mir in dieser Neuerscheinung allerdings einige Male zu viel. Da stinkt ein bitterer Aufguss aus Kräutern nach "Holunder, Pilzen und Katzenpisse", in einem Zimmer "knirscht das Dach wie ein Schiff im Hafen, das Bettzeug duftet nach Stärke und Wind, und die hellgrüne Tagesdecke aus Atlas wogt wie Winterrogen".
Mir persönlich wird es da manchmal zu viel des Guten in Bezug auf "blumige Sprache" und bildliche Vergleiche.
Ansonsten erzeugt das Buch sehr viel Nähe in Bezug auf die Protagonistin, die gewissermaßen eine Anti-Heldin ist. Deren Verstrickungen sowie tragikomische Aspekte und aufblitzender Humor machen diese Neuerscheinung grundsätzlich zu einer leicht lesbaren Sommerferien-Lektüre (dafür spricht auch der relativ geringe Umfang von ca. 150 Seiten).
Auch gefällt es mir grundsätzlich gut, dass die Autorin zwischen verschiedenen zeitlichen Ebenen und Handlungssträngen springt. Ob es um Monologe des Großvaters geht oder um ein Treffen der Großmutter mit einem Wehrmachtsoffizier, der als Besatzer ins Dorf kommt - hier werden interessante Nebenhandlungs-Stränge geboten.
Doch richtig "rund" ist das nicht, denn es wirkt einige Male recht sprunghaft. Vor allem dann, wenn sich die Ebenen überschneiden und z.B. die Oberin des Klosters in den 1990ern aufgrund von Demenz den Zweiten Weltkrieg als Gegenwart sieht. Da kommt wohl selbst die Protagonistin nach Alkoholgenuss einige Male durcheinander, was es für den Leser nicht gerade einfach macht, die verschiedenen Ebenen voneinander zu trennen.
Insofern eher durchwachsenes Fazit meinerseits für:
Wioletta Greg: Die Untermieterin
Bei Interesse finden Sie unter diesem Link eine kostenlose Leseprobe als PDF Datei.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Lieben ein angenehmes Wochenende!
Ihr
Michael Vaupel
Diplom-Volkswirt