Rezension: Hello World

Hello World

Rezension: Hello World

Der Untertitel der Neuerscheinung mit dem eher nichtssagenden Titel "Hello World" hatte mich neugierig gemacht - er lautet: "Was Algorithmen können und wie sie unser Leben verändern"

Da die Autorin laut dem Verlag Juniorprofessorin für Mathematik am University College London ist, erhoffte ich mir hier interessante Informationen zu dieser Thematik.

Denn das Thema "Algorithmen" finde ich in Bezug auf Anwendungen in der heutigen Zeit interessant, spannend...und teilweise beängstigend.

Wenn z.B. bei der Bemessung der Höhe des Strafmaßes in den USA Algorithmen helfen, finde ich das äußerst bedenklich. Vor allem dann, wenn diese eine "Blackbox" sind, sprich die Details nicht offengelegt werden.

Oder Beispiel "autonomes Fahren". Das wird von diversen Autokonzernen ja als schöne neue Zukunft angekündigt. Und damit sind wir mitten drin in "Hello World". Denn die Autorin beschreibt im Kapitel "Autos" auch für Laien gut verständlich, wie Algorithmen bzw. neuronale Netze Autos steuern können. Dabei bringt sie diverse Kritikpunkte an. Ein Beispiel:

Im Notfall gibt es ein Geräusch, und der Fahrer muss übernehmen. Ihrer Ansicht nach kann es äußerst gefährlich sein, wenn der Algorithmus gut funktioniert und dann vielleicht nur alle paar Jahre ein Eingreifen des Menschen notwendig ist. Denn wenn es dann ein Alarmsignal gibt, ist dieser möglicherweise überfordert - "Motorrad auf der linken Spur, den scharf bremsenden Transporter vor Ihnen, das Auto im toten Winkel auf der rechten Seite."

Genau dann heißt es aber umgehend reagieren. Gefährlich. Oder die Frage, wie soll der Algorithmus reagieren, wenn ein Unfall nicht mehr vermeidbar ist - und entweder zwei Personen auf der Straße sterben oder der Fahrer.

Hello World

Die Autorin nennt im Kapitel "Kriminalität" sinnvolle Anwendungen von Algorithmen. Beispiel Boston: Dort soll so herausgefunden worden sein, dass 66% von Straßenraub in nur 8% der Straßen stattfanden - dort konnte dann entsprechend gehandelt werden.

Das hier ist kein Buch über Algorithmen. Es geht um Menschen. Es geht darum, wer wir sind, wohin wir gehen und was wichtig ist für uns – und wie sich das durch Technologie verändert. Ich verspreche keine fertigen Antworten, aber ich hoffe, das Buch wird Ihre Sicht auf die Welt verändern.

Hannah Fry

Noch ein Beispiel, Stichwort Algorithmen und "Big Data". Sie kennen vielleicht die kurzen Videoclips, die zeigen, wie emotional es Menschen berührt, wenn sie ihre DNA auslesen lassen und dann herausfinden, dass sie z.B. "25% Wikinger" sind...

Es gibt inzwischen Anbieter, die für weniger als 200 Euro einen solchen DNA-Test ermöglichen. Schöne Sache?

Die Autorin stellt klar: Wer das Angebot nutzt, stellt dem Anbieter seine eigenen Daten zur Verfügung. Es geht da um den Aufbau von gigantischen Datenbanken, und diese werden laut Autorin (in anonymisierter Form) an Forschungspartner verkauft. Das ist das eigentliche Geschäftsfeld zumindest eines dieser Unternehmen, so Fry. Deshalb Obacht beim Nutzen solcher Angebote...letztlich zahlt man dafür, dass man diesem Unternehmen die eigene DNA zur Verfügung stellt.

Die Autorin bemüht sich um ein ausgewogenes Urteil. Algorithmen sind nicht "schlecht" oder "gut" - es kommt darauf an. Auf die Programmierung und auf den Einsatz.

Ihr Plädoyer ist es, die Einsatzmöglichkeiten mit Vor- und Nachteilen zu diskutieren. Bringt der Einsatz solche Vorteile, dass es wert ist, dafür die Privatsphäre zu opfern?

Hier gilt es den Einzelfall zu prüfen. Doch ich fürchte, der Masse der Konsumenten ist das "sogar egal"...schöne neue Welt....

Wer sich für die Thematik interessiert, dem kann ich die Lektüre dieses eher als Einführung zu verstehenden Buches empfehlen. Es ist gut lesbar geschrieben und die Autorin hat einen feinen Humor (Britin halt), gefällt mir:

Hannah Fry: Hello World

Eine kostenlose Leseprobe finden Sie direkt beim Verlag in Form einer PDF-Datei unter diesem Link

Schönen Feierabend!

Ihr

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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