Rezension: Help Will Come Tomorrow

Rezension: Help Will Come Tomorrow

Was für ein schönes neues Computerspiel! Wer der englischen Sprache mächtig ist und für den/die ein "Story"-getriebenes Überlebens-Spiel interessant klingt, für den/die habe ich einen aktuellen Tipp:

Help Will Come Tomorrow

Die Rahmenhandlung ist schnell erklärt: Im russischen Zarenreich des Jahres 1917 wird im fernen Sibirien ein Personenzug von Banditen angegriffen. Diese plündern den Zug und töten zahlreiche Reisende, darunter zaristische Soldaten. Hier setzt das Spiel an:

Denn als Spieler übernehmen wir die Steuerung einer kleinen Gruppe von Überlebenden. Diese haben es geschafft, während des Überfalls in die nahe gelegenen Wälder zu fliehen. Doch was nun? Es ist Winter und sie befinden sich in der sibirischen Wildnis. Die Aufgabe ist: Überleben! Und zwar so lange, bis entweder Hilfe eingetroffen ist oder bis aktiv ein sicherer Ort erreicht wird.

Spielbeginn ist mit üblicherweise vier Personen, die jeweils unterschiedliche Eigenschaften vorweisen. Diese sind uns zu Spielbeginn nicht alle bekannt - und erschließen sich im weiteren Spielverlauf. Ein Beispiel: Als eine mitgenommene Wodka-Flasche herumgereicht wird, erweist sich eine der Personen als Alkoholiker. Eine andere Person erweist sich als Teamplayer, als es darum geht, zu zweit Schnee wegzuräumen, um ein Lagerfeuer anzulegen.

Besonders stimmig finde ich es auch, dass sich jeder einzelne der Charaktere aufrufen lässt und dort angezeigt wird, wie er/sie zu den anderen steht. Da wird fein differenziert - so sind freundschaftliche Gefühle möglich, obwohl das Vertrauen in die Fähigkeiten des/der anderen niedrig ist - und umgekehrt.

Ein Beispiel für einen Charakter in "Help Will Come Tomorrow"

Spieltechnisch läuft das Spiel so ab, dass jeder der Charaktere eine bestimmte Zahl von Aktionspunkten zur Verfügung hat, die innerhalb eines Tages genutzt werden können. Wenn sie aufgebraucht sind, kann der betreffende Charatker nichts weiter unternehmen.

Hier geht es um Entscheidungen unter Unsicherheit.

  • Lieber versuchen, einen Unterschlupf aus Tannenzweigen und Holz zu errichten - oder die Aktionspunkte nutzen, um sich im Wald umzusehen?
  • Oder gar zurück zum Zugwrack schleichen und schauen, wie es dort aussieht?
  • Oder versuchen, aus Tierfell und Zweigen eine einfache Decke für die Nacht herzustellen?
  • Oder Schnee schmelzen lassen, um Frischwasser zur Verfügung zu haben?

Neben jedem Charakter zeigen sich kleine Icons, die anzeigen, was diese Person gerade besonders nötig hat. Durst und Hunger sind natürlich Grundbedürfnisse - doch was tun, wenn keine Lebensmittel da sind? Vielleicht Wurzeln essen...doch das kann wiederum Verdauungsprobleme mit sich bringen.

Hier geht es nicht darum, eine großartige Basis zu errichten, sondern es geht schlicht ums Überleben.

Stimmig finde ich auch die nächtlichen Gespräche am Lagerfeuer. Die lassen sich begrenzt steuern und eröffnen so nach und nach den persönlichen Hintergrund der Charaktere.

Die grafische Darstellung finde ich übrigens gelungen, der etwas düster angehauchte Comic-Stil sagt mir sehr zu. Kompliment an die Grafiker. Aber das ist natürlich Geschmackssache.

Die Spieldauer ist überschaubar - ich selbst habe vielleicht zwei Stunden für eine Partie benötigt. Das heißt aber nicht, dass ich gewonnen hätte. Im Gegenteil, ich habe zwei Partien am Stück verloren. Hoffentlich dieses Wochenende kann ich es nochmals versuchen.

Interessant finde ich auch die Darstellung der persönlichen Heransgehensweise der Charaktere an diese Notsituation. Von "wir sind etwas Besonderes, da wir überlebt haben, das muss ein Zeichen sein" über "lasst uns ein Feuer machen und abwarten, bis Hilfe kommt" (passend zum Namen des Spiels) bis hin zu apathischem Nichtstun.

Für mich ein sehr schönes story-lastiges Überlebens-Spiel: Help Will Come Tomorrow

Ich wünsche Ihnen und Ihren Lieben ein angenehmes Wochenende!

Ihr

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt / M.A.

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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