Rezension: I have a dream

Rezension: I have a dream

Der Untertitel dieser Neuerscheinung "I have  a dream" im renommierten C.H. Beck Verlag hatte mich neugierig gemacht: "Die Kunst der freien Rede. Von Cicero bis Barack Obama". Hier meine Anmerkungen zu diesem neuen Buch des Autors Johan Schloemann:

I have a dream gibt trotz des andere Assoziationen weckenden Titels (Martin Luther King...) einen sehr guten Überblick über die Geschichte der Rhetorik von der Antike bis in die Gegenwart. Dabei beginnt der Autor zwar nicht bei Adam und Eva, sondern im klassischen Griechenland ca. 700-800 v. Chr.

Hier zeigt sich, dass der Autor klassischer Philologe ist, der laut Angaben des Verlags mit "einer Arbeit zur griechischen Rhetorik" promoviert hat. Denn es wird bei der Lektüre des Buches deutlich, dass in dieser behandelten Epoche das Herzblut des Autors steckt. Das ist einerseits positiv - da so quasi im Vorbeigehen souverän erläutert wird, wie der Begriff des "Demagogen" aufkam oder wieso es zwischenzeitlich ein Vorwurf war, zu den Sophisten zu gehören.

Es hat aber auch einen für einen durchschnittlich gebildeten Leser wie mich gravierenden Nachteil. So mag es zwar "enge, frappante Berührungen" zwischen der Schrift "Über die Sophisten" von Alkidamas und einem zwanzig Jahre später entstandenen Werk von Platon geben. Doch es ist aus meiner beschränkten Sicht nur von begrenztem Interesse, ob da Platon "die Formulierungen des Alkidamas bewusst aufgegriffen hat" - oder eben nicht.

Das mag natürlich gegen mich selbst und nicht gegen den Autoren verwendet werden.

Denn der Autor liefert eine sehr brauchbaren Überblick über die Geschichte der Rhetorik.

Ich hatte indes etwas anderes erwartet, nämlich weniger "Geschichte" und mehr "Erkenntnisse" im Hinblick auf rhetorische Fertigkeiten. Mnemotechnik, Redeteile, Stilmittel...das alles gerät hier doch arg in den Hintergrund. Der Fokus auf die Antike wird auch im Hinblick auf den Umfang deutlich: So umfasst das finale Kapitel zur Gegenwart ("Das Ende der Rhetorik in der digitalen Gegenwart?") kaum 20 Seiten.

Insofern hatte ich persönlich im Hinblick auf das Buch irrige Annahmen. Wer hingegen eine gut geschriebene Geschichte der Rhetorik von der Antike bis in die Gegenwart lesen möchte, der ist richtig bei:

I have a dream

Eine kostenlose Leseprobe finden Sie unter diesem Link.

Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Wochenstart!

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt / M.A.

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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