Rezension: Nächtliche Geräusche

Rezension: Nächtliche Geräusche

Da ich in den vorigen Wochen in Afrika auf Reisen war, dachte ich mir: Mensch Vaupel, lies doch mal was literarisch Anspruchsvolles zu diesem Kontinent!


Und so kam es, dass ich das brandneue Buch "Nächtliche Geräusche im Dschungel" des von mir geschätzten Autoren Hans Christoph Buch las und hiermit vorstellen möchte.

Den Autoren schätze ich besonders deshalb, weil er in der Tradition der Krisenjournalisten steht, welche sehr gut schreiben können - weshalb ich seine Bücher auch keinem klaren Genre zuordne.

Ob er auf den Spuren des deutschen Malers Emil Nolde nach Papua-Neuguinea reist oder als Krisenreporter nach Haiti - er besitzt meiner Ansicht nach sowohl eine feine Beobachtungsgabe als auch die Fähigkeit, eine gute Geschichte zu schreiben. Chapeau!

Sein neues Buch nun beschäftigt sich in erster Linie mit dem Kontinent Afrika. Eins machte mich stutzig: Dem Buch ist die Überschrift "Postkoloniale Notizen" zugeordnet. Postkolonialismus, ist das nicht die neueste "woke" Mode, mit plattem "weiß-schwarz"-Denken inklusive Aufregungshysterie und moralischer Selbstbeweihräucherung? Möglich. Davon fand ich aber in diesem Buch nichts.

Denn die Geschichten, die Hans Christoph Buch erzählt, sind nicht "schwarz - weiß" im Sinne von da die Guten..da die Bösen...

Das Buch ist eine Sammlung von mehreren Geschichten. In einigen schlüpft er in die Rolle von äußerst interessanten Persönlichkeiten, welche auf historischen Personen beruhen, aber von ihm ausgeschmückt werden.

Da ist zum Beispiel ein Ostafrikaner, der 1904 in Deutsch-Ostafrika geboren wurde und im Ersten Weltkrieg auf deutscher Seite kämpft und danach nach Deutschland auswandert. Er schildert seine Erfahrungen im späteren Deutschland der Nazi-Jahre - als der Zweite Weltkrieg ausbricht, meldet er sich umgehend als Kriegsfreiwilliger bei der Wehrmacht (wird aber nicht angenommen).

Oder Hark Oluf - von der Nordseeinsel Amrum stammend. Als er zur See fährt und das Schiff von nordafrikanischen Piraten gekapert wird, landet er in der Sklaverei in Algerien. In "Ich-Form" schildert er in einer weiteren Geschichte des Buches seine dortigen Erlebnisse, inklusive Pilgerfahrt nach Mekka und ganz am Ende Rückkehr nach Amrum.

Die Geschichten sind äußerst spannend geschrieben, und so ganz nebenbei flechtet der Autor Kapitel ein, welche historisches Wissen vermitteln (Stichwort "Die Kongo-Konferenz").

Einen sachlichen Fehler fand ich: Beim Kapitel zu Deutsch-Südwestafrika steht, dass General von Trotha den "Ausrottungsbefehl" widerrufen musste und das Kommando an Gouverneur Treutwein übergeben musste. Er übergab aber nicht an "Treutwein" (korrekter Name: Leutwein), sondern an Friedrich von Lindequist, da Leutwein sein Amt bereits vorher niedergelegt hatte.

Mein Fazit:

Für mich eine äußerst gelungene Mischung, die mich an eine Mischung von Christian Kracht ("Imperium") und den polnischen Reiseschriftsteller Ryszard Kapuściński (er ruhe in Frieden) erinnert hat. Und das meine ich definitiv als Kompliment.

Insofern von mir aus klares Daumen hoch für diese interessante Neuerscheinung:

Hans Christoph Buch: Nächtliche Geräusche im Dschungel

Angenehme Lektüre!

Ihr

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt / M.A.

P.S. Die Links zum Buch führen zu Amazon - eine einfache Möglichkeit zur Bestellung. Ich persönlich würde mich aber freuen, wenn Sie beim Buchhändler/in vor Ort bestellen, um den lokalen Einzelhandel zu unterstützen. Der Preis ist derselbe.

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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