Rezension: Unreife Früchte

Rezension: Unreife Früchte

Einen sonnigen Nachmittag ohne größere Termine habe ich dazu genutzt, den kleinen Roman Unreife Früchte von Violette Greg zu lesen. Ich würde den kurzen Roman - 143 Seiten in kleinem Format - eher als Novelle bezeichnen. Die Autorin beschreibt darin in kurzen Sequenzen gut geschrieben autobiographische Szenen ihrer Kindheit/Jugend in einem schlesischen Dorf im Polen der 1970er/1980er Jahre.

Wer auf dem Land aufgewachsen ist bzw. dort als Kind Verwandte besuchte, dem werden einige der Schilderungen der Autorin durchaus bekannt vorkommen. Allerdings wirkt die Schilderung der Autorin so, als ob es im ländlichen Polen der 1970er/1980er doch nochmal etwas früher in der Menschheitsgeschichte spielt. Laut Klappentext herrschen dort "ländliche, fast archaische Bräuche, ein sehr schlichter Katholizismus und kruder Sozialismus". Gut gefällt mir, wie abgeklärt und gewissermaßen schulterzuckend die Dorfbevölkerung auf die große Politik und die Herrschenden reagiert und sich deren Ansprüchen oft genug mit Bauernschläue zu entziehen weiß.

Letztlich sollten Sie bei diesem Buch aber keinen durchgehenden Plot oder spannende, unterhaltsame Geschichten erwarten. Das Buch ist in kurze Kapitel unerteilt, die thematisch eher aus Lesersicht läppische Themen behandeln. Da stirbt die Katze der Autorin und sie trauert, da fährt sie mit ihrer Großmutter zu einem Markttag, um Kirschen zu verkaufen, und es ist ihr peinlich, dass ihr Schwarm sie so sieht. Solche Geschichten halt.

Es ist deshalb nicht der Plot, der für diesen kleinen Roman spricht, sondern die leichte und blumige Ausdrucksweise der Autorin. Das passt zu einem eher müden, leichten Sommertag.

Die kurzen Kapitel halten dazu an, jeweils nach einem Kapitel innezuhalten und den Blick auf die Natur zu richten. Denn das war im ländlichen Polen der damaligen Zeit spürbar, eine größere Verbindung zur Natur als bei uns heutzutage. Kann aber auch nachträgliche Verklärung der Autorin sein, was weiß ich.

Gerade der Vorteil des Büchleins - die blumige, leichte Schreibweise der Autorin - nervte mich allerdings auch manchmal. Dann wünschte ich mir schlicht und einfach etwas mehr Klartext und etwas mehr Handlung als Formulierungen wie diese, Zitat:

"Der ausgebleichte Vorhang blähte sich auf wie der Bauch eines Wals. Die Wasserwaage war sein schielendes Auge, die Hobel, Sägen und Meißel, die an den unverputzten Wänden hingegen, waren die Flossen. Über die Steinmauer floss Wasser, von der Decke tropfte es. Auf Schiffchen aus Lindenspänen konnte ich schwimmen, wohin ich wollte, aber ich blieb lieber unter der Leiter auf einem Hafersack sitzen, irgendwo zwischen dem Schaukelpferd, das keine Kufen mehr hatte, der schiefen Quarkpresse und der Ente, die in einem alten Zuber ihre Eier ausbrütete".

Insofern eher durchwachsenes Fazit meinerseits für:

Wioletta Greg: Unfreife Früchte

Bei Interesse finden Sie unter diesem Link eine kostenlose Leseprobe als PDF Datei.

Erfolgreichen Wochenstart!

Ihr

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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