
Rezension: Wut und Widerspruch
In persönlicher Vorbereitung auf die Bundestagswahlen habe ich einige Biographien bzw. Autobiographien von deutschen Politikern gelesen und auch hier besprochen (Beispiel hier oder auch hier).
Vergnügungssteuerpflichtig war das nicht unbedingt...und gelegentlich überblätterte ich einige triviale Selbstbeweihräucherungs-Darstellungen.
Das Buch "Die Selbstgerechten" von Sahra Wagenknecht hingegen fand meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Als ich dann sah, dass unmittelbar vor der Bundestagswahl ein Bericht über sie erschein, las ich diesen ebenfalls. Hier meine Anmerkungen:
Die Autorin von "Wut und Widerspruch" - Andrea Maurer - ist eine ZDF Journalistin, die Sahra Wagenknecht laut eigener Aussage "seit 2023 exklusiv" begleitet, sie hat demnach "Zugang zu ihrem innersten Zirkel."
Ich kann nicht beurteilen, inwieweit das stimmt, was ich aber sagen kann:
Das Porträt von Sahra Wagenknecht wirkt so, wie es der Verlag bewirbt: "tiefenscharf und hochaktuell".
Für mich dabei wichtig: Die Autorin Andrea Maurer betront, dass sie das Buch vor Freigabe keinesfalls Sahra Wagenknecht zur Freigabe vorgelegt hat. Und auch nicht deren Mann Oskar Lafontaine. Letzterer spielt im Buch eine durchaus bedeutende Rolle.
Er ist eben nicht "nur" der Partner von Sahra Wagenknecht, sondern auch ihr politischer Weggefährte. Doch das nur am Rande.
Was das Buch meiner Ansicht nach auszeichnet, ist der durchaus kritische Blick - so, wie ich es bei einer Journalistin auch erwarte. Aber gleichzeitig auch die Fähigkeit, eine gute - natürlich wahre - Geschichte zu erzählen.
Und das kann Andrea Maurer. Sie legt Wert auf Details, zum Beispiel dieses: Was beim Edel-Italiener von Sahra Wagenknecht bei einer internen Besprechung über die mögliche Gründung des BSW gegessen wurde...
Und sie erinnert auch an Details aus Wagenknechts Leben, die durchaus für die Einschätzung der Persönlichkeit wichtig sind.
Das geschieht - auch - teilweise durch Farbfotos guter Qualität in der Ausgabe (Daumen hoch!).
Ein Beispiel: 2013 zeigte sie ihr demonstratives Desinteresse bei der Rede Gregor Gysis dadurch, dass sie sich in die erste Reihe setzte - und ein Eis aß.
Wer sich für die Person und Politikerin Sahra Wagenknecht interessiert, für den/die ist dieses Buch definitiv lesenswert!
Auch die Rückblicke in die 1990er und die 2000er Jahre fand ich höchst interessant. Dinge wie "SPD-Troika", PDS, WASG, fast vergessen, hier mit Bezug zu Sahra Wagenknecht - und auch Oskar Lafontaine - gestreift.
Und gut geschrieben, so dass man sich als Leser/in stellenweise so fühlt, als sei man/frau z.B. bei einem Spaziergang der Autorin mit Sahra Wagenknecht im Saarland mit dabei.
Deshalb für diese eine klare Leseempfehlung meinerseits für:
Andrea Maurer: Wut und Widerspruch
Eine kostenlose Leseprobe finden Sie bei Interesse unter diesem Link.
Angenehme Lektüre!
Ihr
Michael Vaupel
Diplom-Volkswirt / M.A.