Von Indien nach Graz – per Auto
Manchmal treffe ich beruflich Menschen, die ich wenig euphemistisch als "Fachidioten" bezeichne. Höchste Kompetenz in einem eng umgrenzten Bereich und ich erstarre zunächst in Hochachtung...aber wehe, das Gespräch bewegt sich von diesem Bereich weg....
Das Gegenteil davon sind Menschen, für die es in der guten alten Zeit den schönen Begriff "uomo universale" gab: Vielseitig interessiert - lieber von vielem etwas wissen als nur von einer Sache viel.
Als klassisches Beispiel für solche Menschen fallen mir zum Beispiel die Brüder Humboldt oder Leonardo da Vinci ein. Letzterer war schließlich Bildhauer, Anatom, Ingenieur...
Sie mögen nun einwenden, schön und gut, aber was haben diese Anmerkungen mit der Überschrift dieses Beitrags zu tun? Guter Einwand und darauf wollte ich gerade zu sprechen kommen! Also:
Vor einigen Jahren lernte ich den Mitgesellschafter eines mir sehr sympathischen Unternehmens kennen, und zwar der österreichischen "bioenergie Gruppe" (www.bioenergiegruppe.at). Das Unternehmen finde ich 1a: Ein Familienbetrieb, der in Österreich an ca. 25 Standorten Biomasse-Heizwerke, Abwärmeprojekte oder auch Wind- und Wasserkraft-Projekte betreibt.
Inzwischen sind da beachtliche Kraftwerksgrößen erreicht. Beispiel: Das Heizkraftwerk Köflach II weist eine thermischen Leistung von 15 MW und eine elektrischen Leistung von 3 MW aus. Errichtet in der "Corona-Zeit" von ca. März 2020 bis März 2021 steht dieses Projekt dafür, dass in dieser Zeit keineswegs alles "schlecht" war...
Erfreulicherweise lernte ich einen der Gesellschafter persönlich kennen und wir konnten etwas fachsimpeln. Und nun die Verbindung zur Einleitung dieses Beitrags: Denn am Rande erfuhr ich, dass er eine höchst interessante Reise von Indien über Pakistan und den Iran in die Steiermark unternommen hatte. Er absolvierte diese Reise mit offenem Blick und erfreulicherweise hat er inzwischen auch einen Verlag gefunden, welcher sein Buch zu dieser Reise veröffentlicht hat.
Ich möchte dies zum Anlass nehmen, Sie auf dieses Buch hinzuweisen.
Als das Buch bei mir am Samstag eintraft, wollte ich eigentlich erstmal nur einige Seiten davon lesen. Als ich mit dem Lesen aufhörte, waren mehrere Stunden vergangen. Seine Geschichte hatte mich in ihren Bann gezogen:
Zwei junge Männer aus der Steiermark, die von Indien nach Graz reisen, und zwar per Automobil abseits der ausgefahrenen Touristenpfade. Sehr gut fand ich auch die farblich markierten Einschübe mit Hintergrund-Informationen zu Geschichte, Kultur, Kunst und Kulinarischem. Der Text erinnerte mich an eine Mischung von Helge Timmerberg und Peter Scholl-Latour - was aus meiner Sicht ein Kompliment ist, denn ich mag beide Autoren sehr. Fairerweise sei hinzugefügt, dass das Buch nicht ganz an die Werke dieser beiden Ikonen heranreicht, wozu einige Kleinigkeiten beitragen. So findet sich der Prolog zum Beispiel wortwörtlich an anderer Stelle im Buch nochmals.
Mit dem Einverständis des Autoren (Mag. Thomas Edler) gebe ich einen kleinen Ausschnitt des Reiseberichts wieder, siehe unten.
Bei Interesse finden Sie das Buch entweder bei Amazon (unter diesem Link) oder - mir lieber - bei Ihrem lokalen Buchhändler vor Ort, ISBN: 978-3902666918
Mit herzlichem Gruß! Ihr Michael Vaupel
Und hier der Textauszug:
Die Fliegen ziehen ihre Kreise. Einmal sitzen sie hier, einmal sitzen sie dort, einmal sitzen sie auf meiner Hand. Ein leichter Wind sorgt für eine kühle Brise. Es ist April. Die Trockenzeit steht kurz bevor. Wenn wir hier noch ein paar Wochen anhängen, dann können wir erleben, wie sich dieser Subkontinent erwärmt und den Fliegen ihre letzte Energie raubt.
Nicht nur den Fliegen. Auch den Menschen. Alle stöhnen unter dieser Hitze. Nicht einmal in der Nacht kühlt sich dann die Luft ab. Die Luft steht still in diesen heißen Monaten und alle halten den Atem an.
Was hat uns hierher verschlagen? Die Abenteuerlust oder der Frust des Alltags? Wer weiß das schon so genau. Wir sitzen seit Tagen hier fest. Nichts rührt sich. Nichts bewegt sich. Außer den Fliegen, meine ich. Jeden Tag die gleiche Zeremonie: aufstehen. Bohnen zum Frühstück essen und dazu Tee trinken. Wir sitzen im Nowhere’s land an der indischen Grenze zu Pakistan.
Dort sind wir nicht alleine. Eine ganze Schar von Offizieren und anderen Bediensteten arbeitet da. Es gibt hier praktisch nichts zu tun. Es gibt keinen Grenzverkehr. Es gibt keinen Grenzkonflikt. Nichts. Nichts außer Fliegen, die die ganze Zeit um uns herumkreisen. Der Hannes untersucht gerade das Auto. Er schaut sich den Motor und das Getriebe einmal an, hat er gesagt.
Ich weiß nicht, ob man so den Zustand des Autos einschätzen kann. Deshalb mach ich mir diese Mühe erst gar nicht. Als wir hierherkamen, war das Auto auf Blöcken aufgebockt und voller Staub. Jetzt haben wir den Staub außen heruntergewaschen und ihn aus dem Inneren mit einem feuchten Fetzen herausgewischt.
Eigentlich wollten wir das Auto nur übernehmen und dann gleich nach Pakistan weiterfahren. Ja, wir wollten in Indien nur ein paar Tage bleiben und dann unsere Reise nach Europa antreten. Das war der Plan. Aber Pläne zählen hier nicht viel.
Die ehemaligen Schulkollegen Hannes und Thomas beschließen, nach Jahren wieder ein gemeinsames Projekt umzusetzen. Seit der Matura sind mehr als 15 Jahre vergangen, die beiden haben in ihrem Beruf Karriere gemacht, ihr Leben fließt in ruhigen, geordneten Bahnen.
Als sich ihnen die Chance bietet, aus diesem Alltag auszubrechen, um mit einem Geländewagen eine abenteuerliche Reise von Indien nach Europa zu machen, beschliessen sie diese Herausforderung anzunehmen.
Diese Geschichte erzählt von zwei Freunden, die mit einem Auto, dass die Brüder von Thomas einige Monate vorher in Indien stehengelassen haben, die Heimreise antreten. Auf dieser Reise erleben die beiden einige Abenteuer, lernen dabei viele Menschen und Kulturen kennen.