Ein Tag im Mai 1970

DDR Briefmarke

Ein Tag im Mai 1970

Ich möchte nochmal auf mein Gespräch mit Kurt Volkert zurückkommen, wozu ich vor einigen Tagen etwas notiert hatte. Er war im Vietnamkrieg als CBS-Kameramann. Im Mai 1970 sollte er bei einem Team mitfahren – er wurde kurzfristig ausgetauscht. Damals ärgerte ihn das wohl. Doch als dieses Team (und ein folgendes) nicht zurückkehrten, war klar, dass nichts Gutes passiert war. Die Suche wurde durch die Kriegshandlungen erschwert.

Kurt Volkert schaffte es, bis zu dem abgeschossenen Jeep und den Überresten der vier zerfetzten Kollegen vorzudringen.

Weitere fünf Kollegen waren verschleppt worden – von ihnen keine Spur. Kurt Volkert fertigte eine Karte von dem Gebiet an, markierte die Stelle des Feuerüberfalls. Diese Karte bewahrte er auf. Mehr konnte er damals nicht tun.

Und dann, 22 Jahre später, kehrte Kurt Volkert zurück. Nicht alleine: Die US-Armee stützte sich auf seine Aufzeichnungen und beorderte ein Ausgrabungsteam an die besagte Stelle. Volkert übernachtete im selben Hotel, in dem sie damals auf die Kollegen gewartet hatten. Mit großem Aufwand (ein Fluss wurde gestaut) wurde in diesem Gebiet nach den fünf Verschleppten gesucht. Mit diesem Ergebnis:

Die sterblichen Überreste von vier seiner fünf verschleppten Kollegen wurden gefunden. Sie waren ganz in der Nähe mit Keulen erschlagen worden. Einzig die Leiche des japanischen Kameramanns, der die Stelle von Volkert übernommen hatte, konnte nicht gefunden werden. Diese sterblichen Überreste konnten den Familien übergeben werden, sie hatten Gewissheit, auch über die Todesart ihrer Vermissten (22 Jahre nach deren Tod). Das alles schilderte Kurt Volkert mit „unter-den-Teppich-Kehren“ des eigenen Beitrags am Erfolg der Suchaktion.

Die nächste Weißwein-Flasche wurde geöffnet, und ich war wirklich dankbar für jede Minute, welche Kurt Volkert mir widmete. Es gab noch andere interessante Geschichten in seinem Leben – ein Kuss von Leni Riefenstahl gehörte dazu -…aber die Geschichte von den neun Kollegen, welche grausam sterben mussten, hatte mich am meisten beeindruckt.

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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