Rezension: Die Russland-Expedition

Alexander von Humboldt Russland-Expedition

Rezension: Die Russland-Expedition

Nachdem ich neulich die C.H. Beck Neuerscheinung zu Alexander von Humboldt gelesen hatte (hier meine Rezension), war ich daran interessiert, auch einmal etwas direkt aus der Feder von Alexander von Humboldt zu lesen.

Und so geschah es, dass sich einige Tage dieses Buch auf meinem Lesepult befand:

Alexander von Humboldt, Die Russland Expedition von der Newa bis zum Altai

Interessanterweise hat dieses Buch eben nicht die weltbekannte Mittel-/Südamerika-Reise Alexander von Humboldts als Thema - sondern seine später stattgefundene Exkursion nach Sibirien. Diese hat erheblich weniger Aufmerksamkeit gefunden (damals wie heute).

Der Herausgeber Oliver Lubrich schafft es mit diesem Buch, ein erstaunlich lebendiges Bild dieser Reise im Allgemeinen und von Alexander von Humboldt im Besonderen zu erschaffen.

Dies gelingt dadurch, dass in dem Buch aus Briefen unterschiedlicher Art zitiert wird:

  • Briefe von Humboldts an den russischen Finanzminister Cancrin
  • Briefe von Humboldts an die Frau des russischen Finanzministers
  • Briefe von Humbolts an den preußischen Gesandten in St. Petersburg
  • Briefe von Humboldts an seinen Bruder Wilhelm (von ihm manchmal "Bill" genannt)
  • Briefe von Humboldts an einen Freund in Paris (François Arago)
  • Und dann noch der Reisebericht des Begleiters Gustav Rose

Zu Beginn jedes Briefes wird angegeben, um welche der genannten Kategorien es sich handelt. Da die Reise zu einem Zeitpunkt stattfand, als Alexander von Humboldt längst ein weltbekannter Wissenschaftler war, ergibt sich hier ein ganz anderer Reisemodus als Jahrzehnte zuvor in Lateinamerika. So hat von Humboldt diverse gesellschaftliche Pflichten zu erfüllen und wird von der lokalen Nobilität regelrecht "herumgereicht". In Briefen an seinen Bruder oder den Freund in Paris beklagt sich Alexander von Humboldt darüber sinngemäß, nach dem Motto, er kommt ja kum zum Forschen. In den Briefen an den russischen Finanzminister hört sich das gleich anders an, da wird die Gastfreudschaft gelobt etc. pp.

Die Briefe sind nicht immer leicht zu lesen, was auch am damaligen Stil liegt - die doch recht blumige Sprache behagt mir persönlich nicht besonders, aber das ist natürlich Geschmackssache.

Auch bin ich weniger an den Forschungsergebnissen von Humboldts während dieser Reise interessiert - als an seiner "menschlichen Seite". Interessant auch einige Feststellungen der Art, dass er im östlichen Sibirien näher an seinem geliebten Lateinamerika sei als an Paris.

Erfrischend offen und mitfühlend fand ich die Briefe an seinen Bruder, wo er diverse Male auch Klartext spricht ("Du selbst hälstst zu viel auf die äußere Achtung").

Ein weiteres Zitat, das auch den feinen Humor Humboldts zeigt:

Meine Gesundheit hält sich, obgleich nicht alle Momente einer Sibirienreise gleich angenehm sind, die schrecklichen Mücken, die Stöße in den Quibitkas und die ewigen Besuche von Degenträgern. Das ist der Orinoko plus Epauletten.

Zu den Mückenschwärmen schreibt er später: "Ohne Beschwerden kann man keinen Genuss des Lebens haben!" Gefällt mir.

Was mir auch gefiel: Die Sparsamkeit und Korrektheit von Humboldts. So war er auf Einladung des russischen Zaren auf seiner Exkursion nach Sibirien. Der Zar stellte dafür 20.000 Rubel zur Verfügung. Humboldt schrieb seinem Bruder von unterwegs, dass er voraussichtlich einige Tausend Rubel davon nach Abschluss der Reise übrig haben werde. Die werde er dann zurückgeben, wie er an seinen Bruder schrieb. Die Begründung: "Man muss anständig auftreten, und was hätte ich davon, 5-6.000 Rubel zu gewinnen." Hut ab.

Insgesamt im Hinblick auf die menschliche Seite Alexander von Humboldts eine interessante Neuerscheinung:

Alexander von Humboldt, Die Russland Expedition von der Newa bis zum Altai

Eine kostenlose Leseprobe finden Sie direkt beim Verlag in Form einer PDF-Datei unter diesem Link

Mit herzlichem Gruß!

Ihr

Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt

Michael Vaupel

"Fairness, Respekt vor Mensch und Tier sowie der gewiefte Blick für clevere Investment-Chancen - das lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Ansicht gemeinsam vertreten werden - auch gegen den Mainstream."

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