Rezension: Peace Maker
Jahrelang hat er mir mit seinen Büchern – üblicherweise gab es in etwa eine Neuerscheinung pro Jahr – die Welt erklärt: Peter Scholl-Latour. Er ruhe in Frieden. Wie oft habe ich beim Blick auf die Nachrichtenlage zum Themenkomplex „Naher Osten“ gedacht, was wohl Peter Scholl-Latour dazu sagen würde.
Jetzt habe ich das erste Mal seit Jahren zu dieser Weltregion Reportagen gelesen, die mich gepackt haben. Informationen, vor Ort recherchiert, spannend aufbereitet und gut geschrieben – das bietet Simon Jacob in seinem ersten Buch Peace Maker“, das ich an diesem Wochenende gelesen habe.
Der Autor hat eine interessante Biographie: Geboren 1978 in einem syrisch-orthodoxen Dorf, in Bayern aufgewachsen und als Journalist, Unternehmer und im Zentralrat Orientalischer Christen in Deutschland tätig. Seit Jahren ist er in diversen Ländern des Nahen Ostens auf Reisen – einige seiner Reportagen sind mir bereits aufgefallen. Beiträge von Simon Jacob finden sich auf der interessanten Internetseite des Zentralrats Orientalischer Christen in Deutschland.
Nun also das erste Buch von Simon Jacob: Peace Maker. Mein Krieg. Mein Friede. Unsere Zukunft
Es handelt sich hier einerseits um faktenbasierte Reise-Reportage. Wie sieht die Entwicklung im Norden von Syrien, in Armenien oder dem Irak aus? Der Autor berichtet von Interviews mit so unterschiedlichen Personen wie Bischöfen, vergewaltigten Frauen, Imamen, Exil-Syrern, Friedens-Aktivisten…
Dies hilft, die Ereignisse der vergangenen Jahre aus verschiedenen Blickwinkeln sehen zu können und so etwas Verständnis auch für vorher unverständliche Positionen aufzubauen. Die Beiträge sind kurz und knackig, was den Vorteil guter Lesbarkeit hat. Andererseits hätte ich mir manchmal ausführlichere Hintergrund-Beschreibungen z.B. der interviewten Personen gewünscht.
Der Unterschied zu Peter Scholl-Latour? Simon Jacob wird zeitweise recht persönlich. Das ist durchaus aufschlussreich – denn seine eigene Biographie bietet ihm bei seinen Reisen auch bestimmte Vorteile wie Clan-Kontakte und Sprachkenntnisse. Und manchmal bringt diese „Nähe“, die der Autor durch seine Beschreibungen aufkommen lässt, zwar keinen Erkenntnisgewinn im Sinne der politischen Situation im Nahen Osten.
Doch diese Nähe ermöglicht es, die persönliche Entwicklung des Autors anhand seiner Aufzeichnungen nachzuvollziehen. Sein innerer Kampf mit dem Hass auf Mörder und seine zeitweise innere Leere, die durch einige Schlüsselerlebnisse besiegt werden können – so zumindest in seinem Buch dargestellt. Welche das sind, soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Als Kritik möchte ich anfügen, dass eine Landkarte mit den im Buch besprochenen Orten hilfreich gewesen wäre.
Mein Fazit: Insgesamt ein klares Daumen hoch! Wer an der geopolitischen Situation des Nahen Ostens und seiner religiösen und kulturellen Minderheiten interessiert ist, dem sei dieses gut lesbare und so informative wie zumindest mich berührende Buch empfohlen:
Peace Maker. Mein Krieg. Mein Friede. Unsere Zukunft
Eine Leseprobe des Buchs beim Herausgeber Herder Verlag findet sich unter diesem Link.
Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Rest-Wochenende!
Michael Vaupel
Diplom-Volkswirt