Analyse Eifelhöhen-Klinik AG Aktie

Analyse Eifelhöhen-Klinik AG Aktie

Die Hauptversammlung (HV) der Eifelhöhen-Klinik AG am 15.10.2020 nehme ich zum Anlass, mir in diesem Beitrag das Unternehmen und die Aktie genauer angeschaut. Die werkeln an einem wunderschönen Produkt: Gesundheit! Doch ist die Anlage auch ein potenziell interessantes Investment? Die Antwort darauf aus meiner Sicht liefert dieser Beitrag.

Chart Aktie Eifelhöhen Klinik AG

Dargestellt ist der Kursverlauf in Euro. Der Titel wird neben Frankfurt auch an anderen Börsen (Berlin, Stuttgart, Düsseldorf…) in Euro gehandelt. Quelle: tradingview.com

Hier meine Analyse der Eifelhöhen-Klinik Aktie mit meinem Fazit:

Zunächst einmal eine Klarstellung: Es handelt sich um einen sehr kleinen Nebenwert, es gibt „nur“ 3,12 Mio. Aktien. Die Marktkapitalisierung liegt aktuell bei weniger als 10 Mio. Euro. Und mehr als die Hälfte der Aktien liegen laut Unternehmensangaben bei Großaktionären. Das bedeutet: Die Handelsvolumina sind hier recht gering. Das wiederum bedeutet, dass größere Aufträge durchaus den Kurs beeinflussen können – oder gar nicht erst ausgeführt werden können, da es keine passenden Gegen-Aufträge gibt. Zudem sind bei solchen sogenannten marktengen Titeln die Spannen zwischen An- und Verkaufskursen üblicherweise höher. Das als Warnung vorab!

Nun konkret zum Unternehmen. Die Eifelhöhen-Klinik AG fungiert als Holding, die im Wesentlichen 3 größere Beteiligungen hat. Diese sind:

  1. Die Kaiser-Karl-Klinik GmbH in Bonn (100%ige Beteiligung) – eine, Zitat: „Fachklinik für ambulante und stationäre Orthopädie, Geriatrie und Innere Medizin“. Diese brachte im Geschäftsjahr 2019 rund -1,4 Mio. Euro Ergebnis ein. Ein interessanter Rückblick: Diese Klinik ist auch der Grund für den historisch hohen Gewinn in 2016 – denn das war kein Plus, das im operativen Geschäft erwirtschaftet wurde. Stattdessen wurde das Gebäude der Klinik – zuvor im Besitz der Gesellschaft – verkauft und dann gemietet. Auf diese Weise wurde laut Angaben des Vorstandsvorsitzenden ein Gewinn von 5,5 Mio. Euro erzielt. Doch ein positiver Einmaleffekt wie der genannte ist genau das - ein Einmaleffekt.

Quelle Bild: Unternehmensangaben

2. Die Herzpark Mönchengladbach GmbH in Mönchengladbach (100%ige Beteiligung) ist eine „Fachklinik für ambulante und stationäre kardiologische Rehabilitation“. Diese Klinik ist aus meiner Sicht ein Hoffnungsträger, da sie laut den Angaben auf der HV inzwischen fertiggestellt ist mit voller Bettenkapazität. Das dortige Ergebnis lag 2019 laut Geschäftsbericht bei ca. +146.000 Euro.

Quelle Bild: Unternehmensangaben

  1. Aatalklinik Wünnenberg GmbH (70% Beteiligung): Die wird in Kooperation mit der Kurverwaltung Wünneberg GmbH betrieben. Um was es dabei geht, auch hier Zitat: „eine moderne Fachklinik mit den Indikationen Neurologie und Orthopädie sowie am gleichen Standort eine Pflegeeinrichtung mit 39 Betten und ein Medizinisches Versorgungszentrum.“ 2019 brachte diese laut Geschäftsbericht ein Ergebnis von ca. 477.000 Euro für den Konzern.

Quelle Bild: Unternehmensangaben

Es gab zuvor auch noch eine vierte und besonders große Klinik - die für den Konzern namensgebende "Eifelhöhen-Klinik Marmagen GmbH" in Nettersheim-Marmagen (100%ige Beteiligung) – buchstäblich und recht idyllisch in den Höhen der Eifel gelegen. Dies war die erste Klinik des Unternehmens.

Es handelte sich laut eigenen Angaben um eine „Fachklinik für ambulante und stationäre Innere Medizin, Orthopädie/Traumatologie, Neurologie“. Diese Klinik ist inzwischen keine Beteiligung mehr, da das entsprechende Tochterunternehmen in die Insolvenz ging. Die Immobilie gehört indes noch dem Konzern. Laut den Angaben auf der HV ist das Gebäude derzeit für 10.000 Euro Monatsmiete plus Nebenkosten an den Kreis Euskirchen vermietet. In diesem älteren Beitrag habe ich das Thema Schließung der Eifelhöhen-Klinik näher behandelt, inklusive Besuch vor Ort.

Daneben gibt es einige kleinere Projekte/Beteiligungen wie eine Beteiligung von 6% am Geriatrischen Zentrum Zülpich GmbH.

Die jüngsten Zahlen sind die Halbjahreszahlen für 2020. Das Unternehmen veröffentlicht keine Quartalszahlen, sondern „nur“ Halbjahreszahlen und Zahlen für das gesamte Geschäftsjahr.

Der Blick auf die Eckdaten der Halbjahreszahlen 2020:

  • Der Konzernumsatz sank von 24,7 Mio. Euro auf 17,8 Mio. Euro. Hier wirkte sich die Schließung der "Eifelhöhen-Klinik" in Nettersheim-Marmagen aus.
  • Es sank aber auch der Aufwwand für Löhne/Gehälter für die Mitarbeiter(innen), und zwar von 12,7 Mio. Euro auf 8,5 Mio. Euro
  • Das Ergebnis pro Aktie verschlechterte sich von -0,11  Euro im 1. Halbjahr 2019 auf -0,43 Euro im 1. Halbjahr 2020.
  • Der Cash Flow aus laufender Geschäftsfähigkeit stieg von 3,2 Mio. Euro auf 3,7 Mio. Euro
  • Das Eigenkapital sank von 16,7 Mio. Euro auf 15,5 Mio. Euro (der Insolvenz der Tochter Eifelhöhen-Klinik sei "Dank")
  • Die Abschreibungen lagen bei 2,6 Mio. Euro im 1. HJ 2020 nach 2,7 Mio. Euro im entsprechenden Vorjahreszeitraum.

Quelle: Unternehmensangaben. Angaben jeweils gerundet

Das sieht zunächst einmal nicht besonders prickelnd aus. Stagnierende Umsätze und 0,43 Euro Verlust pro Aktie locken mich eigentlich nicht hinter dem Ofen hervor. Doch gerade die Tatsache, dass die Aktie ein Mauerblümchen-Dasein führt und eine Marktkapitalisierung von weniger als 10 Mio. Euro hat sehe ich als Chance.

HV Eifelhöhen-Klinik

Bereits auf der Hauptversammlung am 28.6.2018 hörte ich mir kritisch an, was der Vorstand zu sagen hatte.

Ein Gedankenspiel: Denn angenommen, Sie könnten zum aktuellen Aktienkurs alle Aktien der Eifelhöhen-Klinik kaufen. Dann würden Sie damit 3 Reha-Kliniken übernehmen, die im 1. Halbjahr 2020 einen Cash Flow aus laufender Geschäftstätigkeit von 3,7 Mio. Euro generiert haben. Da finde ich einen Kaufpreis von weniger als 10 Mio. Euro (3,12 Mio. Aktien multipliziert mit dem aktuellen Kurs) gewiss nicht zu teuer teuer.

Der Blick auf die Kennzahl „Gewinn“ zeigt das nicht – denn da steht ein Minus. Da spielen natürlich auch nicht-cashwirksame Punkte wie die Abschreibungen hinein. Ein Beispiel: Die Gebäude im Besitz werden über 50 Jahre hinweg abgeschrieben. In der Praxis bedeuten diese Abschreibungen aber keinen Zahlungsmittel-Abfluss.

Und die Aufstellung als Holding finde ich ganz interessant.

Dabei zeigt sich, dass ab 2021 nach dem Wegfall der Eifelhöhen-Klinik die verbleibenen drei Kliniken jeweils schwarze Zahlen schreiben könnten. Beim "Herzpark" gab es diverse Probleme bei der baulichen Erweiterung auf 180 kardiologische Betten. Der Vorstandsvorsitzende sprach von einer Verzögerung um ca. 1 Jahr, unter anderem durch Wasserschäden. Man wolle aber lieber den Neubau gründlich angehen, damit nicht in einigen Jahren Folgeschäden auftreten. Das kostete erstmal und der Vorstand wollte entsprechend auch Schadensersatz vom Bauträger. Die Bauarbeiten wurden aber inzwischen abgeschlossen. Also: "Läuft"!

Mit anderen Worten: Ab 2021 sehe ich deutliches Verbesserungspotenzial beim Ergebnis der Eifelhöhen-Klinik AG. Und Börsen nehmen bekanntlich Entwicklungen gerne vorweg.

Wirtschaftliche Kennzahlen der vergangenen Jahre im Überblick

Quelle: Unternehmensangaben, kompletter Geschäftsbericht unter diesem Link

Meine Einschätzung:

  • Gut gefällt mir, dass die Eifelhöhen-Klinik AG am wunderschönen Produkt Gesundheit werkelt. Natürlich will das Unternehmen Gewinne erzielen – aber nur mit ehrlicher Arbeit im Sinne des Patienten. Der Vorstandsvorsitzende (selber Arzt) machte diesbezüglich einen glaubwürdigen Eindruck auf mich. Ein Beispiel: Als ein Kleinaktionär fragte, ob das Unternehmen nicht in den Bereich Palliativmedizin expandieren will, antwortete der Vorstandsvorsitzende sinngemäß: Er persönlich sehe es als problematisch an, gerade in diesem Bereich (Linderung des Leidens Sterbender) Gewinnerzielung betreiben zu wollen. Das fand ich eine beeindruckende Aussage eines Vorstandsvorsitzenden! Gut gefiel mir auch, das er beim Punkt „Compliance“ zunächst klarstellte, dass es dafür auch einen deutschen Begriff gibt: Wohlverhalten. Diesbezüglich wurde der Punkt Chancengleichheit erwähnt – da vertrete er die Ansicht, dass Grundgesetz und 10 Gebote hilfreicher wären als diverse juristisch verklausulierte Regelungen. Fand ich gut.
  • Gut gefällt mir auch, dass die Aktie recht niedrig bewertet ist: Der Buchwert pro Aktie liegt auf Basis der Halbjahreszahlen 2020 bei knapp 5 Euro.
  • Was ich neutral finde: Die Informationspolitik des Unternehmens ist nicht gerade vorbildlich - eher im Gegenteil! Schauen Sie sich nur die Internetseite zum Punkt „Investor Relations“ an. Und auch bei der Hauptversammlung war der Vorstandsvorsitzende recht wortkarg und beantwortete Fragen eher mit dem Minimum des Notwendigen, so mein Eindruck. Dies hat allerdings auch den Vorteil, dass meinem Eindruck zufolge nur wenige Investoren die Aktie wahrnehmen. Und dann wurde dem Vorstandsvorsitzenden bei der HV am 15.10.2020 die Entlastung verweigert - wird es da einen Wechsel im Vorstand geben?
  • Was mir nicht gefällt: Hier wurden auch im 1. Halbjahr 2020 unter dem Strich noch rote Zahlen geschrieben und das wird wohl auch im Gesamtjahr 2020 wohl so bleiben. Ab 2021 sollte sich das dann meiner Einschätzung nach ändern – doch wer kann schon mit Sicherheit sagen, dass es dann nicht andere Probleme geben wird? Eine Dividendenzahlung gibt es derzeit nicht, ist meiner Einschätzung zufolge frühestens für das Geschäftsjahr 2022 der Fall. Es gibt auch Unsicherheit im Hinblick auf die weitere Verwertung der Immobilie "Eifelhöhen-Klinik" - denn auch wenn die dortige Klinik geschlossen ist, die Immobilie gehört noch dem Konzern.

Mein Fazit: Unter 3,00 Euro als Beimischung kaufenswert

Für mich ist die Aktie der Eifelhöhen-Klinik AG ein kleiner, interessanter Nebenwert. Wie heißt es so schön? Eine nette Depot-Beimischung! Es gibt einige negative Punkte wie die Informationspolitiik. Und derzeit werden zwar rote Zahlen geschrieben, dafür ist die Notierung aber auch recht günstig. Ab 2021 könnte es dann aufwärts gehen, wenn die Erweiterung des Herzparks Mönchengladbach gut über die Bühne gegangen ist. Zu Kursen unter 3 Euro sehe ich die Aktie bei der derzeitigen Lage mit Kursziel Buchwert als kaufenswert an.

Wie Sie die genannten Faktoren bewerten mag anders aussehen. Gerne können Sie mir dazu auch schreiben via info@ethische-rendite.de

Name: Eifelhöhen-Klinik AG Aktie

WKN: 565360

ISIN: DE0005653604

Handel an diesen Börsenplätzen: Frankfurt und diverse deutsche Regionalbörsen

Zitat des Tages:

"Das Ende ist nicht von Beginn an sichtbar.“ - Herodot

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Michael Vaupel: „Diese Darstellung ist meine rein subjektive Einschätzung und keine Aufforderung an Sie, dieses Wertpapier zu verkaufen oder zu kaufen. Betrachten Sie meine Zeilen als Gedankenanstoß, nicht mehr und nicht weniger. Ich glaube an die/den mündige(n) Leser(in). Es geht um Ihr Geld - verantwortlich dafür sind Sie ganz alleine.“

Michael Vaupel

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