Eben erinnerte ich mich durchaus nostalgisch an eine Reise, die ich Anfang der 1990er durchgeführt hatte. Anlass zu diesen Gedanken: Seit dem Monatsanfang ist die Euro-Zone um ein Mitgliedsland gewachsen: Litauen führte den Euro zum 1. Januar 2015 ein, und damit wird in 19 EU-Staaten mit dem Euro bezahlt.
Ich befinde mich gerade auf Reisen durch das südliche Afrika (Unternehmens-Analyse vor Ort, Hilfsprojekt, gleich ein Interview mit Experten zu Erneuerbaren Energien etc. pp.), dazu eine kleine Impression:
Ich mag den Rohstoff Holz einfach, vielleicht sind Waldspaziergänge schon als Kind „Schuld“ daran. Holz ist CO2 neutral – wenn es verbrannt wird, setzt es nur so viel CO2 frei, wie der Baum zuvor aufgenommen hat. Holz ist ein „Sachwert“ par excellence. Und ich finde es als Geldanlage interessant. Dazu mein Gedankengang:
Bulgarien? „Das Armenhaus der Euro-Zone“, so eine kroatische Bekannte. Dort würden Korruption, Armut und Kriminalität herrschen. Vor einiger Zeit schaute ich mir bulgarische Staatsanleihen an. Und in solchen Fällen mit vorherrschend negativer „Publicity“ reizt es mich manchmal, mir selber ein Bild vor Ort zu machen. Gesagt, getan. Ein Gespräch in Sofia mit einem Vertreter eines bulgarischen Ministeriums war schnell organisiert, und so legte ich Reichsapfel und Zepter beiseite und flog neugierig nach Sofia. Hier mein Eindruck inkl. Blick auf eine konkrete Anleihe:
Vertrauen in die Menschheit: wiederhergestellt
In Bulgarien traf ich auch einen der bemerkenswertesten Menschen, welche ich jemals getroffen habe.
Manchmal ärgere ich mich über entgangene Gewinne – fast? – noch mehr als über real erlittene Verlust. Wie war das nochmal, Yogi Berra? Theoretisch gibt es keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis – praktisch aber schon! Anlass zu diesen Küchenkalender-Gedanken meinerseits:
Ich suche gerne nach Unternehmen, welche wirklich „Werte schaffen“ und Substanz haben, und das zu günstiger Bewertung. Deren Aktien sind dann breiten Anlegerschichten oft nicht bekannt – aber gerade deshalb ist die Bewertung ja auch günstig. Aktuelles Beispiel und Objekt meiner heutigen Analyse ist der Schweizer Industriekonzern „Georg Fischer AG“.
Grundsätzlich mag ich solche Unternehmen: Sinnvolle Arbeit für die Gesellschaft leisten – und damit Geld verdienen. Wenn ein Unternehmen Produkte anbietet, die die Gesellschaft insgesamt vorwärts bringen, und damit gutes Geld verdient – dann bin ich froh, wenn die Aktien eines solchen Unternehmens günstig bewertet sind.
Joseph Roth – einer meiner Lieblingsautoren. Kritisch, ironisch, und – wichtig – ein sehr guter Beobachter von Details und ein famoser Erzähler. Dazu teilweise kombiniert mit Trübsinn und Resignation (er hat sich später in Paris zu Tode gesoffen).
Roth beschreibt, dass Berlin in einem „grotesken Operetten-Ukrainertum“ schwelge, in welchem alles Ukrainische unkritisch positiv gesehen werde. Wohlgemerkt, in den 1920ern geschrieben.
In der Ukraine selbst fiel Roth, dem Kosmopoliten, die Mehrsprachigkeit vieler Bewohner auf. Er sah das positiv:
„Junge und kleine Nationen sind empfindlich. Große sind es manchmal auch. Nationale und sprachliche Einheitlichkeit kann eine Stärke sein, nationale und sprachliche Vielfältigkeit ist es immer.“ Und: „Ich wüsste nicht, wem das schaden könnte.“
Übrigens war diese sprachliche Vielfalt damals keineswegs auf Ukrainisch und Russisch beschränkt.
Roth schildert, dass in der West-Ukraine auch polnisch, deutsch und Jiddisch auf den Straßen gesprochen wurde. „Immer sprachen sie so in dieser Gegend. Sie werden wahrscheinlich niemals anders reden.“
Wie traurig einen diese Zeilen heutzutage machen können, wo man weiß, was später passierte. Denn Roth schrieb seine Zeilen in den 1920ern – vor der Katastrophe des 2. Weltkriegs. Polnisch, deutsch und jiddisch wird auf den Straßen der West-Ukraine mittlerweile nicht bzw. kaum noch gesprochen.
Zum ukrainischen „Volkscharakter“ diese Anekdote von Roth:
„Einen ukrainischen Bauern behalte ich im Gedächtnis, der noch nie eine Eisenbahn gesehen hatte und der mir einmal sagte: `Zu Fuß komme ich später an als Sie mit der Eisenbahn, aber ich will ja auch gar nicht dorthin, wo Sie ankommen wollen.`“ Herrlich!
Joseph Roth: „Reisen in die Ukraine und nach Russland“.